Scharf schreibt sich mit großem W – Wo sich Curry und Chili kreuzen

Curry und Chile
Kundschaft vor dem "Curry und Chile" am 27. Januar 2012 in Berlin. © 2012, Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Wo sich Curry und Chili kreuzen, Scharfe bis zum Showdown zum Schlucken auf die Wurst kommt, da steht die Brutzelbude von Frank Spieß. An der vielbefahrenen Kreuzung Osloer Straße Prinzenallee im Berliner Wedding steht der Container an der Haltestelle der Straßenbahn. Ein und aus steigen viele Gäste der Berliner Verkehrsbetriebe und manche nur, um scharf zu essen. Zum Imbiß „Curry & Chili“ kommen Berliner aller Couleur und Kieze.

„Doch nicht alle essen gleich scharf“, weiß der Inhaber des Imbiß. Frank Spieß kennt seine Kauer und die Scoville-Skala. „Die gibt den Schärfegrad meiner Soßen wider“, erklärt Spieß und rät, mit der Zwei anzufangen und dann langsam zu steigern, um die Schmerzrezeptoren der Schleimhäuter Biß für Biß zu gewöhnen. Die Soßen für die Pein löffelt er auf die Pappteller nicht ohne den Hinweis, die in Scheiben geschnittenen Currywürste, die mal mit, mal ohne Darm für nur einen Euro und dreißig Cent verkauft werden, ordentlich in der „Grazy Jerry ´s Brain“, wie er die Soße nennt, rumzurühren.

Seine Soßen haben Namen wie die Hunde der Weddinger. Die Scheiße auch der kleinsten Töler auf dem Pflaster der Hauptstadt ist nicht auszuhalten. Der Capsaicin-Gehalt dieser Soße hingegen mild mit Restschärfe, so daß man die Wurst noch schmeckt. Wir greifen zur zweiten klassischen Berliner Currywurst und wählen die Nummer Fünf. Die trägt den Titel „Da ´Bomb Ground Zero“ und sei die Grenze zum Unerträglichen. Darauf weist der Mittvierziger an der Fritteuse nicht nur uns hin. Der Berliner, der früher seine Moneten auf dem Bau verdiente, esse selber gerne scharf. Aber bis zu „The Source Extrakt Souce“ mit 7.100.000 Scoville Einheiten und dem Schärfegrad unmenschlich schaffe es nicht jeden Tag jemand.

Bei der dritten Wurst wird es kompliziert für Spieß, denn wir wagen uns unterschiedlich vor. Einer nimmt die „1. Million Scoville“, einer die „Mad Dog 357“ mit 600 000 Scoville Einheiten und einer die „Pepper King Hot Sauce“ mit 400 000 Scoville Einheiten. Dann kauen drei Journalisten echt investigativ und mit Tränen in den Augen – besser als in Babelsberg. Das ist Recherche, aber richtig!

Wenn Sie der Sache mit den nach Wilbur L. Scoville bezeichneten Schärfegraden im Verhältnis zu Ihrer Toleranz gegenüber Capsaicin auf den Grund gehen wollen, dann fahren Sie direkt in den Wedding und nehmen Sie unseren Tipp mit: Essen Sie Pommes (1,30 Euro) mit gaaaaanz viel Mayonnaise (20 Cent der Klecks). Das geht zwar auf die Hüfte, ist aber gut gegen Schärfe und hören Sie bei der Hot Sauce „Holy Shit!“ einfach auf. 80.000 Scoville-Einheiten reichen.

Curry & Chili

Frank Spieß, Osloer Str. / Ecke Prinzenallee, 13359 Berlin, Wedding, Öffnungszeiten: von Montag bis Freitag von 9:30 bis 20 Uhr, samstags von 11 bis 17 Uhr, telefonischer Kontakt unter 0178-6367722.
Die Website mit den Schärfe finden User unter http://www.curry-chili.de

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Ole Bolle wurde im WELTEXPRESS am 30.1.2012 erstveröffentlicht.

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