Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Zu der Zeit, als die Volksweisheit, daß man einen Rotwein bei Zimmertemperatur trinken möge, aufkam, waren die Zimmer nicht wärmer als 15° bis 18° Celsius. Heute bevorzugen auch als Warmduscher bezeichnete Bewohner Temperaturen von 20° bis 22° Celsius in ihren Zimmern. Das mag nicht für jedes Zimmer gelten, aber wohl für die gute Stube. Und in der möchte man Wein trinken, oder?

Ein Rotwein mit 20° bis 22° Celsius sollte ein sehr reifer und hochkarätiger Wein sein. Darunter fallen beste Barrique-Weine, aber in der Regel wird für diese Weine eine Trinktemperatur von um 20° Celsius empfohlen. Hingegen wird bei kräftigen Weinen, ja, bei tanninreichen Weinen eine Temperatur von 18° und 19° Celsius. Weniger kräftige Rotweine, die mit fruchtig beschrieben werden, mögen bei 16° und 17° Celsius munden.

Daß „gekühlte Rotweine … im Trend“ liegen würden und „Ausdruck gelebter Genussfreude“ seien, das wird in einer Pressemitteilung der Österreich Wein Marketing GmbH. vom 4.6.2025 mitgeteilt und dies: „Vor allem österreichische Rotweine bieten dank ihrer Frische, Struktur und Frucht das perfekte Geschmackserlebnis für warme Tage. Wer sich traut, Rotweine bei 12 bis 14° C zu servieren, wird mit neuen Aromen, höherem Trinkfluss und spannender Leichtigkeit belohnt – egal ob beim Grillfest, Picknick oder auf der Terrasse.“

Temperaturen von 12° bis 14° Celsius mag mancher für leichte Rotweine als zu gewagt abtun, aber wer wagt, der gewinnt womöglich. Ich bleibe als alter weißer Mann dabei und empfehle in der Regel einen leichten Rotwein bei 14° bis 16° Celsius und weise nicht nur darauf hin, daß Ausnahmen die Regel bestätigen, sondern merke an, daß sich bei niedrigen Temperaturen bestimmte als fruchtig und würzig beschriebene Aromen weniger gut oder nicht vollständig entfalten. Richtig ist jedoch auch, daß bei höheren Temperatur Freund Alkohol zu sehr in den Vordergrund rückt. Diese sind daher dem vinophilen Gastrosophen, der vielfältigste Aromen und Noten riechen und schmecken möchte, Feind ist.

„Je leichter, desto kühler“ ist jedoch eine richtige und wichtige Regel, zu der es in der besagten Pressemitteilung heißt: „Wichtig ist, auf den Stil des Weines zu achten: Je leichter und fruchtbetonter ein Rotwein ist, desto besser eignet er sich für eine niedrigere Serviertemperatur. Kräftige, holzbetonte Rotweine mit höherem Alkoholgehalt können zwar ebenfalls leicht gekühlt getrunken werden, profitieren aber eher von 14 bis 16 °C.“

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