Von Tulum nach Tel Aviv – „Amigo Cohen“ in Berlin bietet israelisch-mexikanische Fusionsküche

Das Lokal wurde für seine stilvolle Einrichtung ausgezeichnet. © Foto/BU: Fritz Hermann Köser, Aufnahme: Berlin, 28.3.2023

Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Auf dem Taco hat sich der Orient ausgebreitet. In seiner ganzen Pracht. Tahina, also eine Paste aus gerösteten Sesam, Huhn, Zwiebeln und das levantinische Sumach-Gewürz teilen sich den knappen Platz auf dem Teigfladen. Und der erinnert entfernt auch noch an eine Pita. „Taco Musakhan“ nennt sich diese Kreation, so schmackhaft wie außergewöhnlich. Mexiko trifft auf den Nahen Osten, konkret, auf Israel. Von Tulum nach Tel Aviv. Die Küchen zweier Kulturen prallen aufeinander, im „Amigo Cohen“ im Hotel „Romy“ nahe dem Berliner Hauptbahnhof.

Der Ausgangspunkt befindet sich jedoch diesseits des Atlantiks. „Die israelische Küche liegt in unserer DNA“, sagt Henry Agadschanjan, Director of Restaurants der Amano Group, zu der das „Romy“ gehört. Frisch, vielfältig – und immer offen für neue Einflüsse. Warum sie dann nicht mit anderen Länderküchen fusionieren? Das ist zumindest der neue Ansatz von Ariel Schiff, Gründer und CEO der Amano Group. Fusionsküchen gibt es reichlich, aber mexikanisch-israelisch dürfte seiner Ansicht nach ein ziemliches Novum sein. Beide Länderküchen sind nicht nur geographisch weit voneinander entfernt. Hüben Mezze, drüben Tacos, grob vereinfacht. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten. In Israel wie in Mexiko setzt man auf diverse Gewürze und Aromen wie Koriander, Knoblauch und Zitronensaft. Und auf frische Zutaten wie Tomaten, Zwiebeln, Bohnen oder Avocados. Fleisch und Fisch kommen ebenfalls nicht zu kurz.

Die Tacos reisen von Tulum nach Tel Aviv. © Foto/BU: Fritz Hermann Köser, Aufnahme: Berlin, 28.3.2023

Die Speisekarte spiegelt das wider. Wie wäre es mit „Meyohad shel Cohen“? Dahinter verbirgt sich gegrillte Dorade, mit israelischem Joghurt und Blättersalat. Den klangvollen Namen hat sich dieses ausgezeichnete Gericht redlich verdient. Ebenso hervorragend das herrlich zarte, medium rare gegarte „Sirloin al Aesh“ mit Salsa Verde, Salz und Pfeffer. Für Vegetarier und Veganer gibt es gegrillten Fenchel mit Baby-Karotten und Buchweizen. Fleisch, Fisch und Gemüse, letzteres immer noch herrlich knackig, wurden auf den Punkt gegart. Ebenfalls kreativ und keineswegs von der Stange die Desserts. Bei dem „Pineapple Mille Feuille“ offenbart sich eine ganzes Mosaik an Aromen, süß trifft auf salzig und, minimal, scharf. Süßer Labneh und Ananascreme, Pistazien-Streusel sowie Mango-Chili-Eis, was für eine Kombination. Das Team um Küchenchef Shimon Peretz macht einen wirklich guten Job.

Die Guacamole wird vor den Augen der Gästen zubereitet. © Foto/BU: Fritz Hermann Köser, Aufnahme: Berlin, 28.3.2023

Dabei lohnt allein schon die Guacamole den Besuch. Mit einem Mörser werden unter anderem Avocados, Tomaten und rote Chilischoten zerdrückt, an den Tischen, vor den Augen der Gäste. Und zwar genau nach ihren Wünschen, mit den Zutaten ihrer Wahl. Etwas mehr Limette? Etwas weniger Koriander? Kein Problem. Durch das Zerstoßen wird die Guacamole nicht zu Tode püriert, zu einer Creme, sondern weist, ganz authentisch, noch einzelne kleine Stücke auf.

Hinzu kommt das Ambiente, das vom Callwey-Verlag bereits ausgezeichnet wurde. Und zwar mit dem Preis für die „50 schönsten Restaurants und Bars 2023“. In dem dezent-dunkel gehaltenen Raum mit den stilvollen Lampen leuchten grüne Kakteen zwischen den Tischen, und auch die Farben an den Wänden lassenFernweh aufkommen. Aber diese Details wurden so reduziert und so gekonnt eingesetzt, dass von Mariachi-Kitsch keine Rede sein kann. Kein Sombrero, soweit das Auge reicht.

Sirloin-Steak, zart und auf den Punkt gegart. © Foto/BU: Fritz Hermann Köser, Aufnahme: Berlin, 28.3.2023

Dafür eine gewaltige Auswahl an Tequila in der Bar. Etwa der herrlich milde „Incorrupto“, den man am besten pur genießen sollte. Herausragend auch die Margaritas, etwa der „Mezcalita“ mit einer leicht schottischen Note. Dank dem Single Malt Whisky, in diesem Fall ein 16 Jahre alter Lagavulin.

Zum Essen serviert der aufmerksame Service unter anderem einen fruchtigen Rosé, Mirabeau „Etoile“, Cotes de Provence, aus Frankreich, von 2021. Frisch, lebendig, mit Aromen von Erdbeeren und Himbeeren. Zum Steak passt jedoch ein roter Chilene am besten. Und zwar der Escudo Rojo, Gran Reserva, Valle Central von 2019, vollmundig, und vielschichtig, mit dichten, aber sanften Tanninen. Ein wenig rauchig, aber zugleich fruchtbetont, mit Noten von Kirschen und roten Beeren.

Ein ganzes Mosaik an Aromen in der Pineapple Millefeuille. © Foto/BU: Fritz Hermann Köser, Aufnahme: Berlin, 28.3.2023

Zum Schluss noch ein Digestif. Ein Raicilla, der wie Tequila und Mezcal aus Agaven hergestellt wird. Dazu ein Orangenstück mit hausgemachtem Salz. Eine wahre Explosion der Aromen ist das Ergebnis. Kein Wunder, das Salz wurde mit getrockneten Chilis, Mango und Zucker angereichert. Und, so der Küchenchef, mit einem besonderen Gewürz. Das bleibt allerdings geheim.

Amigo Cohen

Adresse:Invalidenstr. 53A, 10557 Berlin

Kontakt: Telefon: +49 152 32180907

Heimatseite: https://www.amanogroup.de/de/eat-and-drink/amigo-cohen/

Öffnungszeiten: Mittwochs bis samstags ab 18 Uhr

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