Das Weingut Château Hourtin-Ducasse, Michel Marengo und der Jahrgang 2018

Ein Blick aufs Weingut Château Hourtin-Ducasse, Haut-Médoc, Appellation d'Origine Contrôlée. © Weingut Château Hourtin-Ducasse, BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Michel Marengo gehört mit seiner Familie das Weingut Château Hourtin-Ducasse in Saint-Sauveur, Gironde, Nouvelle-Aquitaine, France. Deutsche sagen und schreiben auch Frankreich, wobei das Reich der Westfranken über die Jahrhunderte ganz schön vergrößert wurde.

Das Weingut der Familie Marengo mit Mann und Frau sowie sieben fleißigen Kindern ist Teil der AOC Haut-Médoc. Die wiederum liegt in der Weinbau-Region rund um Bordeaux. Médoc-Weine sind also auch Boordeaux-Weine, die allerdings aus dem Dreieck am linken Ufer der Gironde stammen. 18 Hektar gehören zum Weingut und die liegen sowohl auf dem berühmten Garonne-Kies, als auch auf Lehm und Kalk.

Ein Flasche 2018 Château Hourtin-Ducasse vom Weingut Château Hourtin-Ducasse, Haut-Médoc, Appellation d’Origine Contrôlée. © Weingut Château Hourtin-Ducasse, BU: Stefan Pribnow

Die alkoholische Gärung erfolgt teilweise in offenen Holzfässern (57 Prozent) und geschlossenen Holzfässern (12 Prozent). Daraus gehen gute Weine heror. Darunter der Château Hourtin-Ducasse 2018. Die Komposition dafür lautet wie folgt: 43 Prozent Cabernet-Sauvignon, 42 Prozent Merlot, 14 Prozent Cabernet Franc und 1 Prozent Petit Verdot. Geerntet wurde nach Angaben der Weinbauern vom 25. bis 28 September. Zur Komposition erklärt Michel Marengo, daß er in drei bis fünf Gängen mit anderen eine „blinde Komposition“ durchführe. Jeder Wein in einer Flasche habe nur eine Nummer, so daß niemand wisse, was in der Flasche sei. Keine weißt also, wo die jungen und alten Rebreben stecken würden, wo die Cabernet und Merlot. Und dann probierten wir und finden heraus, was zusammenpaßt. „Wir probieren alles und versuchen nur herauszufinden, was paßt zusammen“, sagt Michel Marengo und weiter: „Wir sind nicht auf der Suche nach einem Geschmack, einer Regel, einer Formel oder ein Rezept.“ Am Ende „entdecken“ wir die Komposition dieses Jahrgangs. Daß im 2018er Jahrgang am Ende so viel Cabernet-Sauvignon sein würde wie Merlot, das war die Überraschung.

Mit anderen Worten: Jeder Jahrgang ist anders. Jeder Jahrgang habe seine eigenen Geschichte und die solle beim Weingut Château Hourtin-Ducasse „ausgedrück“, also ehrlich erzählt werden, so Marengo.

Während ich das schreibe, trinke ich den „Spaßwein“, den „Partywein“. So und nicht anders nennt er ihn selbst. Den 2018 Château Hourtin-Ducasse (13,5 & Vol.), der eine schöne, tiefe, rubinrote Farbe aufweist, könne man zu vielen Gerichten trinken, meint Michel Marengo. Der Gerbstoffgehalt liegt deutlich über dem 2017er Jahrgang. Auf der Heimatseite des Weingutes Hourtin-Ducasse im Weltnetzt werden allerdings Speisen erwähnt wie „Steinpilze Bordelaiser Art, frische Gänseleber in Papillote, Eier in Meurette, Neunauge, Seeteufel mit roter Pfeffercreme, Lammkoteletts mit Kräutern, Kalbsleber mit Basilikum“ und das ist noch nicht alles. Und das verspricht Abwechslung zudem Wein, von dem 14 000 Flaschen produziert worden sein sollen.

Als Serviertemperatur werden 14/15° Celsius vorgeschlagen. An mir zieht wie in der Rudi-Carrell-Show „Am laufenden Band“ das Fragezeichen vorbei, aber fruchtige Noten von schwarzen Früchten (darunter schwarze Johannisbeeren) strömen beim Luftholen in die Nase. Vanille und süße Gewürze sind auch mit dabei. Wer Noten von Lakritz meint riechen zu können, der dürfte so falsch nicht liegen. Mir scheint, der Wein ist ein eleganter.

Und er mundet: fruchtig und würzig – ich wiederhole mich -, Tannine sind zu merken. Der Abgang jedoch ist wieder wohltuend fruchtig. Insgesamt schmeckt er kraftvoll und dennoch geschmeidig.

Michel Marengo erzählte an einem Abend im November 2021, daß er vier Rebsorten habe (siehe oben) und er sei „mehr auf der Lafite-Seite als auf der Latour-Seite“. Kenner (und Kritiker) wissen, was Marengo meint, aber er sei nicht Lafite, sondern Hourtin-Ducasse.

In den Weinbergen von Château Hourtin-Ducasse grasen Schafe. Im Winter sei der Boden am weichsten. Würde man mit einem Fahrzeugen darüber fahren, würde man den Boden zerstören. Dank der Schafe bräuchte man auf seinem Weingut im Weinter keinen Traktor benutzten. Mit anderen Worten: Die Struktur der Böden bleibt geschützt und erhalten. Hinzu kommt ein natürlicher Dünger durch die Tiere. Daß die Schafe, sobald die Reben Blätter und Blüten tragen, auf ein anderen Gelände ohne Wein kommen, das versteht sich von selbst.

Der Abstand zwischen den Reihen mit den Rebstöcken beziehungsweise den Rebzeilen ist großzügig. Auf Fotografien sind breite Gassen zu sehen, auch das ist gut so. Sie sollen bei 1,50 Metern liegen.

Meine Empfehlung: Kaufen Sie sich diesen Wein, dem ich um die 90 Punkte von 100 geben würde, und trinken Sie ihn in ein paar Jahren. Er wird zu seinem Vorteil altern.

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