Elvis in den Dünen – Mehr als nur Strand und Meer: Zuckerbrot, Schafskäse und der King auf Terschelling

Terschelling
Am Nordseestrand von Terschelling. © 2018, Foto: Fritz Hermann Köser, BU: Stefan Pribnow

Terschelling, Niederland (Gastrosofie). Die Peitsche bleibt wohl im Schrank, zum Glück. Das herrlich weiche Zuckerbrot gibt es dann umso reichlicher. Frühstück auf Terschelling, auch im Vakantiepark Tjermelan darf die friesische Spezialität aus Hefe, Mehl, Butter, Milch, Zimt und eben reichlich Zucker nicht fehlen. Passt wunderbar zu einer Tasse Kaffee. Der Ferienpark, der komfortable Bungalows und Unterkünfte vermietet, liegt im Osten der niederländischen Nordseeinsel, am Eingang des kleinen Dörfchen Oosterend. So gestärkt geht es mit Pferd und Planwagen zum breiten Sandstrand.

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Picknick bei Wind und Wellen während eines Ausflugs mit einer Kutsche auf der Nordsee-Insel Terschelling. © 2018, Foto: Fritz Hermann Köser, BU: Stefan Pribnow

Ein Herr mit dem wunderschönen friesischen Vornamen Anne bietet mit seiner Firma „Puur Terschelling“ diesen Service. Dazu muss zunächst die Boschplaat durchquert werden, ein 4400 Hektar großes Naturschutzgebiet, bei dem die Dünen in Sümpfe, Marschen und Salzwiesen übergehen. Ein Paradies für Vögel, neben Möwen und Enten kommen hier selbst Kormorane vor. Anne deutet auf eine Wiese mit Orchideen. Elf insulare Orchideenarten gibt es unter den rund 700 Pflanzenarten. Süßlicher Duft ist vernehmbar, er stammt von dem Gagelstrauch, einer Dünenpflanze, die auch für ein Bier der Insel verwendet wird.

Während der Brutzeit sind Teile des Gebiets gesperrt, auch sonst sollte man den Weg möglichst nicht verlassen, doch weit und breit ist kein Verbotsschild zu sehen. Ist wohl auch besser so. Die Holländer werden sofort neugierig, wenn sie einen derartigen Hinweis sehen, erklärt Anne. Ohne Schilder bleiben sie auf dem Weg. Bald ist der Sandstrand erreicht, der hier selbst fast menschenleer zu sein scheint. Das Meer ist eher ruhig, umso mehr pfeift einem der kühle Wind um die Ohren. Anne hält an und lädt zu einer Kaffeepause ein. Dazu kredenzt er eine sehr sahne-lastige Cranberry-Torte. Die englische Bezeichnung für diese Moosbeeren-Art haben die Insulaner übernommen, Cranberries zählen zu einer Spezialität der Insel, unter anderem werden aus ihnen Tee, Liköre oder Marmelade hergestellt. Eigentlich wachsen sie in vielen Regionen, doch hier handelt es sich um eine Unterart, die sonst nur in Nordamerika vorkommt. Wie dieses Gewächs ausgerechnet den Weg nach Terschelling fand, bietet Stoff für reichlich Seemannsgarn.

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Ein Haus auf Terschelling. © 2018, Foto: Fritz Hermann Köser

Weiter geht es – zu Elvis. Ob der King Terschelling jemals betreten hat, bleibt mehr als zweifelhaft, aber auf der Insel huldigt man ihm wie sonst wohl nur in Graceland, Tennessee. Heartbreak-Hotel nennt sich der Standpavillon, vieles erinnert hier an ein amerikanisches Diner-Restaurant, das mit Nippes überfrachtet wurde. Vitrinen mit kleinen Cadillacs, alte Pepsi-Schilder. Auf der Karte stehen Burger und Hot Dogs, aus der Musikbox schallen außer Elvis auch Granden wie Johnny Cash.

Ein etwas anderes kulinarisches Konzept verfolgt der Öko-Bauernhof „De Zeekraal“ im Inselinneren. Gerben und Jolanda Bakker stellen außer Käse auch noch Eis her, die Milch dafür stammt von ihren vielen Schafen. Draußen wartet ein kleiner Imbiss auf die Gäste, unter anderem Brot mit Frischkäse. Es ist eine Art Hüttenkäse, der überraschend mild ausfällt. Anne hat indessen den Rückweg angetreten. Die Kinder seiner Gäste möchten reiten. Auf die Eltern wartet derweil Kaffee in einer umgebauten Scheune, auf die Tiere, so folgsam wie zufrieden, frisches Futter. Bei ihm ist sie eben auch kein Thema, die Peitsche.

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