Lissabon, Portugal (Gastrosofie). Einmal wie Fernando Pessoa im Martinho da Arcada in Lissabon sitzen, einen Bica trinken und Zeitung lesen. vielleicht vorher etwas essen, denn das Martinho da Arcada ist ein Restaurant, aber auf jeden Fall eine Bica genannte portugiesische Espressovariation trinken und dazu Pastéis de Nata naschen.
Dieses mit Vanille-Pudding gut gefüllte Blätterteigtörtchen, das laut Wikipedia „vermutlich bereits vor dem 18. Jahrhundert von Mönchen des Mosteiro dos Jerónimos (Hieronymus-Kloster) in Belém, heute ein Stadtteil Lissabons, hergestellt wurde“, passt prächtig zu einem Bica, oder?
Bica stamm von den Wörter Beba Isto Com Açúcar ab und heißt so viel wie Trinke dies mit Zucker, auch wenn ich mir dazu Pastéis de Nata gönne. Auch zum Bica erfährt man in der Enzyklopädie Wikipedia Wissenswertes: „Als man nämlich begann, den Espresso im berühmten Café A Brasileira im Lissaboner Stadtteil Chiado zu vermarkten, gefiel der bittere Geschmack des Cafés den Leuten dort überhaupt nicht. So erfand man kurzum einen neuen Slogan. Der Begriff wurde alsdann so erfolgreich, dass er sich bis heute gehalten hat. Die Portugiesen unterscheiden noch zusätzlich zwischen einer „normalen“ Bica (dem halb gefüllten Tässchen) und einer vollen Tasse, dem café cheio (deutsch: volle Tasse).
In ganz Portugal gehört es zum „guten Ton“, sich täglich mindestens 2–3 Mal in seinem Stamm-Café blicken zu lassen, eine Bica zu genießen und mit seinen Freunden die wichtigsten Neuigkeiten zu besprechen.“
Zurück zum Stamm-Café des portugiesischen Dichters und Denkers, Schriftstellers und Handelskorrespondenten, am Praça do Comércio, einem der schönsten Plätze Lissabons. Bereits 1778 soll es dort Spirituosen zu kaufen gegeben haben. In den darauf folgenden Jahren war es eine Taverne, ein Casa de Café Italiana, ein Café do Comércio, Café dos Jacobinos, Café da Neve und Café da Terreiro do Paço.
1829 änderte Martinho Bartolomeu Rodrigues den Namen in Café Martinho und 16 Jahre später, um mögliche Verwechslungen mit einer anderen Einrichtung, die er in Largo Camões erworben hatte, zu vermeiden, entschied er sich für das Café Martinho da Arcada. Deswegen ist das Martinho da Arcada für mich ein Café und bleibt es, auch wenn es zugleich ein Restaurant ist und Reisende aus aller Welt Speis und Trank bietet.
„Im 20. Jahrhundert nach mehreren Jahrzehnten im Besitz der Familie Mourão, füllt eine neue Gesellschaft mit staatlicher Unterstützung das
Martinho da Arcada mit neuem Leben“, heißt es auf der Heimatseite im Weltnetz auf Portugiesisch. Dass der Schriftsteller Luís Machado dort über zwei Jahrzehnte unzählige kulturelle Zusammenkünfte und kulturelle Veranstaltungen förderte und veranstaltete wie „The Nights of Martinho“ und „Faces of Portugality“, das wird auch mitgeteilt
Neben dem Tisch Fernando Pessoa mit einem echten Exlibris, förderte Martinho da Arcada ferner Eduardo Lourenço, José Saramago, Júlio Pomar, Manoel de Oliveira und Ruy de Carvalho. Auch ihnen wurde die Ehre zu teil, einen Tisch mit ihren Namen zu teilen. Die heutigen Eigentümer des Martinho da Arcada , António de Sousa und seine Familie, erhalten das Lieblingskaffee von Fernando Pessoa als vielleicht kosmopolitischstes Café in Lissabon, das allerdings täglich viele Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Ein Geheimtipp ist es leider nicht, aber einen Besuch und einen Bica wert. Wenigstens einmal im Leben wie Fernando Pessoa im Café Martinho da Arcada in Lissabon sitzen, oder?
Café Martinho da Arcada
Praça do Comercio, 3, 1100-148 Lissabon, Portugal
Kontakt: Telef: (+351) 218 879 259, Fax: (+351) 218 867 757
Web: www.martinhodaarcada.pt
Mittagessen von 12 Uhr bis 15 Uhr und Abendessen von 19 Uhr bis 22 Uhr