Ein Buch über „die Infamie der Nahrungsmittelindustrie und der Lebensmittelchemie“ – „Lecker-Land ist abgebrannt“ von Manfred Kriener

"Leckerland ist abgebrannt" von Manfred Kriener. © Hirzel

Berlin, Deutschland (Gastrosofie). In der Berliner Republik der Merkel-Jahre brennen nicht nur Autos, nein, auch Wohn- und Warenhäuser derer, die den Brandstiftern in Politik und Presse nicht gefallen. Lecker-Land soll auch abgebrannt sein.

Doch Manfred Kriener, der nicht nur als Journalist und Autor deutscher Zunge gilt und zur Gründergeneration der Tageszeitung genannten Zeitung aus Berlin-Kreuzberg gehört, die mit drei Buchstaben abgekürzt wird, meint das wieder einmal nicht so wie er es schreibt. Der Ernährungsthematiker und Weinkenner und -kritiker meint das anders. Auf jeden Fall meine der Berliner Kriener, der im November 1953 im Schwarzwald geboren wurde, es genau und journalistisch aufrichtig, wie Vincent Klink im Geleitwort zu Krieners neuem Buch „Lecker-Land ist abgebrannt“ (Leckerland mit Bindestrich) schreibt (S. 7).

Und Klink scheint Feuer und Flamme für Kriener zu sein, im Allgemeinen und im Besonderen für sein Buch, für das er zu brennen scheint beziehungsweise das er „mit heißem Kopf“ gelesen habe.

Klink und Kriener würden sich „seit 30 Jahren … ständig über den Weg“ laufen, denn Kriener kümmere „sich leidenschaftlich um gute Lebensmittel, und das ist genau auch meine Leidenschaft“, schreibt der einstige (Mit-)Herausgeber (der andere war Wiglaf Droste) der Zeitschrift „Häuptling Eigener Herd“, der auf der Heimatseite seines Restaurants Wielandshöhe im Weltnetz notiert: „Am Herd immer – mit der Herde nie“.

Wenn diese wenigen aber wahren Worte des Stuttgarters nicht vielversprechend klingen wie der tolle Titel aus dem Verlag Hirzel, der in der Hauptstadt der Schwaben seinen Sitz wie Klink hat, was dann?

Klink schreibt: Leidenschaft, das Wort ist gut gewählt, denn wir leiden. Manfred Kriener ist ein Mann, der weiß, wie die Natur zu unserem Wohl unermüdlich liefert und wir sie trotzdem mit Füßen treten und wie die Gier des Menschen dauernd obsiegen und ausbeuten möchte. Dieser grenzenlose Egoismus, der alles aussaugt und den Nachkommen nicht viel übrig lassen will. Darum und wie es bewerkstelligt wird, geht es in diesem Buch, das sich vornehmlich den Verbrechen an der Natur und an den Lebensmitteln widmet, das genau in die Wunde sticht, aber nie jammert, sondern auch Auswege zeigt.“

Kriener liefert nach ausführlichen Recherchen Beweise, zu denen Klink klarstellt: „Obwohl ich mich seit Jahren mit Lebensmitteln beschäftige, war mir die Infamie der Nahrungsmittelindustrie und der Lebensmittelchemie in dieser Tiefe nicht bekannt.“

Wenn das keine im Januar 2020 geschriebene leidenschaftliche Einleitung in ein beachtens- und lesenswertes sowie lebhaft geschriebenes Buch über Nahrungsverbrechen und Essvergehen ist, was dann?

Fick Dich möchten Gastrosofen nicht nur Foodpornographen zurufen und mehr als nur Otto Moralverbraucher Begriffe wie Art- und Tiergerechtigkeit, Bioanbau und Lohngerechtigkeit in Herstellung und Handel unter die Nase reiben, denn „Inhalte ohne Gedanken sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind. Aber auch die Anschauungen entwirft die Subjektivität aus den eigenen Empfindungen“, wie Immanuel Kant einst zu formulieren wusste.

Bibliographische Angaben

Manfred Kriener, Lecker-Land ist abgebrannt, Ernährungslügen und der rasante Wandel der Esskultur, 238 Seiten, kartoniert, Verlag: Hirzel, Stuttgart, März 2020, ISBN: 978-3-7776-2815-8, Preis: 18 EUR (Deutschland)

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