Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Nein, der berühmte Berliner Boulevard, der Kurfürstendamm, kurz Ku’damm – und überwiegend ohne Apostrophe geschrieben -, ist nicht mehr das, was er einmal war. Die mehrspurige Allee ist weder „Churfürsten Damm“ noch Vergnügungs-, Kauf- und kulturelles Kommunikationszentrum wie zu den Zeiten, also noch die Straßenbahn vom Zoologischer Garten nach Halensee fuhr.
Der Boulevard war die große Bühne bürgerlicher Selbstdarstellung. An seinen 3,5 Kilometern vom Breitscheidplatz mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche bis zum Rathenauplatz, wo die Villenviertel im Grunewald beginnen, blühte die Bourgeoisie auf. Dort entstanden Orte kulturellen Aufbruchs und kulinarischer Köstlichkeiten voller kulturellem Flair. Das „Café des Westens“ (ab 1932 „Café Kranzler“) und der „Lunapark“ entwickelten sich zu Institutionen und der Ku’damm zum Inbegriff der Goldenen Zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts, die allerdings einem Tanz auf dem Vulkan glichen, der darum herum brodelte. Die Nazis haben sich ins gesellschaftliche Gedächtnis eingebrannt, doch wer kennt noch die legendäre Bar „Kakadu“?
Die zwei Meilen zum Ausgehen und Amüsieren verkamen nach dem Krieg zum Kommerz. Die große Bourgeoisie verschwand aus der Stadt. Die Kleinbürger blieben und kamen zu Besuch. Der Boulevard war einer von geringem geistigem und kulturellem Niveau. Nach dem Fall der Mauer wurden allerdings auch immer mehr Kinos und alteingesessene Cafés geschlossen, auch die Bühnen. Ja, die Schaubühne am Lehniner Platz steht noch, aber sonst?! Dafür wurden Hotels gebaut und ein wenig entwickelte sich der Schaubühne am Lehniner Platz zu einer teils einfachen, teils exklusiven Einkaufsstraße. Busse, Büros und Boutiquen scheinen zu dominieren.
Zu den Klassikern am Ku’damm zählen immer noch das Marmorhaus, das Haus Cumberland, das Hotel Kempinski (heute Bristol), das Kabarett der Komiker (1924–1944) am Lehniner Platz, der geschichtsträchtige Kiosk Kurfürstendamm Ecke Uhlandstraße und der Kurfürstendamm 211 und also das Maison de France, in dem das Institut français, das Cinema Paris und das Restaurant „Brasserie Le Paris“, die immer noch Berliner Institutionen sind, beherbergt und bewahrt werden. Und das ist gut so!
Die „Brasserie Le Paris“ bietet echtes französisches Essen im Herzen des Ku’damms. „French Flair für alle“ sozusagen und dann dürfen es auch French Fries sein, die mit Salat und hauseigener Sauce zu einem Entrecôte grillée serviert werden. Nicht nur um die Pommes frites kümmert sich ein waschechter Katalane. Wahrlich, in der Küche hat Louis Laurent den Hut auf. Die Speisekarte zeigt, was die gesamtfranzösische klassische Bistroküche zu bieten. In der „Brasserie Le Paris“ können sich Gäste „auf eine authentische, regional und saisonal inspirierte kulinarische Tour de France“ begeben.
„Soupe à l’oignon gratinée au fromage ‚comme aux Halles'“ („Überbackene Zwiebelsuppe ‚wie in Les Halles'“), „Soupe de poisson Saint Tropez avec croûtons, rouille et fromage râpé“ („Fischsuppe ‚St-Tropez‘ mit Croûtons, Rouille und geriebenem Käse“), „6 ou 12 Escargots de Bourgogne au beurre d’ail persillé“ („Sechs Burgunderschnecken mit Kräuterbutter“), „Crottin de Chavignol, pain grillé, salade mesclun, lardons et miel de provence“ („Chavignol-Ziegenkäse, gegrilltem Brot, geröstetem Speck, Salat und Honig“) oder „Foie gras de canard en terrine ‚Maison‘ brioche et chutney“ („Hausgemachte Entenstopfleber-Terrine mit Brioche und Chutney“) – das fängt ja gut an und sollte damit aufhören. Ein Abendessen bis in die Nacht nur mit „Entrées froides et chaudes“ („kalten und heißen Vorspeisen“ – pourquoi pas?!
Nein, nichts spricht gegen die „Tartes flambées“, die „Viandes grillées et plats cuisinés“ und „Poissons et crustacés“ und schon gar nichts gegen die „Desserts et Fromages“. Mit einer „Crème brûlée à la vanille Bourbon“ oder „Assiette de fromages“ („feinen französischen Käsesorten“) mag man in die Nacht entschwinden, aber nicht ohne nach wunderbaren Weinen wie einem Orca von Maison Marrenon Ventoux einen Pastis getrunken zu haben. Die Trauben für den Cuvée, 90 Prozent Grenache von über 60 Jahre alte Reben und 10 Prozent Syrah, wachsen unterhalb des Mont Ventoux auf körnigen Kalkböden im Départment Vaucluse. Ausgebaut wird der kräftige und komplexe Wein mit Finesse und reifen Aromen wie Tabak und Kirschen im Barrique aus französischer Eiche. Angenehm sind seine weichen Tanine und lang ist sein Abgang. Er passt prima zu Lamm- und Wildgerichten.
Ausgesuchte Weine von der Rhône, aus dem Burgund und dem Weinbaugebiet Bordeaux runden das gute französische Weinangebot am Berliner Ku’damm ab.
Brasserie Le Paris
Adresse: Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin
Kontakt: Telefon: 030/88704655
Heimatseite im Weltnetz: https://brasserie-leparis.com
Öffnungszeiten: Die Küche ist von montags bis samstags von 12 Uhr bis 22 Uhr geöffnet, das Restaurant bis 23 Uhr.