Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Palazzo: oh wunderbares Zauberwort zur ach so kalten Jahreszeit. Das Glitzern unzähliger Lichter in geschliffenen Bleiglasspiegeln, ein Jugendstil-Interieur, ausgestattet mit edlen Stoffen wie Brokat und Seide. Sesam öffne dich! Hochgewölbtes, umfassendes, festlich einladendes Spiegelzelt. Rot und Gold begrüßt es uns im warmen Schein hunderter ‚echter’ Kerzen.
Nun gilt es zu Schauen und zu Schlemmen bei der Dinner-Show dieser Saison: „Glücksjäger entführt in ein etwas abseits gelegenes Casino-Hotel und in eine Welt der Spieler, der einsamen Herzen, der Durchreisenden und der Gestrandeten“. Gastgeber in Berlin sind, wie könnte es anders sein, sonst würden wir protestieren: Hans-Peter Wodarz und Kolja Kleeberg.
Derart froh gestimmt, werden wir ins Spiegelzelt geleitet. In der „Manege“ um die mittig runde Bühne verweilt der Gast ganz nah am Geschehen, im „Rang“ und, noch etwas mehr erhöht, im Kreis der „Loge“ sitzt man abseits vom Trubel, ist aber voll dabei zum Jubel über die Show. Gegenüber vom Entree liegt die Hauptbühne. Jetzt aber: Palazzo bittet zu Tisch. Es ist angerichtet! Vorhang auf für die „Glücksjäger“!
Das Besondere an Palazzo, ob in Berlin oder Hamburg, Nürnberg, Stuttgart, Wien, Graz und neuerdings sogar Amsterdam ist ja das Zusammenspiel von Dinner und Show, in dem die Kellner ebenso Künstler sind, tolle Tellerartisten und Glasjongleure im Servieren. Wobei die Darbietungen auf der Bühne gleitend in Darbietungen am Tisch übergehen – eine Kunst für sich.
Das Vier-Gang-Menu gibt es „Klassisch“ wie „Vegetarisch“ – zum Dessert treffen sich die Richtungen. Wir wählten animalisch, und können als Vorspeise die Tempura-Garnele mit Gurke, grünem Apfel, Sepia-Backerbsen und Senfsaat gern empfehlen. Wobei die Grüne Erbsenboulette am Nebentisch mit gleichem drum herum wie bei uns plus Zitronenjoghurt auch sehr geschmackvoll daher kam. Als Zwischengang wurde uns eine Kürbis-Paprikasuppe auf Lachsforelle, Eiergraupen, Petersilienschmand und Rauchpaprika schön schwungvoll serviert. Einfach nur köstlich! Nebenan gab es das Gericht mit gebackenem Ei sowie Tarhonya anstatt Lachs und Graupen. Da konnte man bestimmt auch nicht meckern.
Unser Hauptgang machte uns dann richtig glücklich. Nein, nicht Ente, liebe Traditionalisten, vielmehr eine kleine Referenz an die rheinische Heimat von Kolja: Sauerbraten vom Rinderfilet mit Schwarzbrotknödel, Wildfeigen, Ringelbete und Schmorpraline als perfekte Komposition. Wobei, wirklich unglücklich sahen auch die Gäste am Nebentisch nicht aus bei 300 Grad Kohl mit Rote Bete, Orangen-Estragon-Plätzchen und Englischer Orangenmarmelade. Zum Dessert dann Gebackene Orangencreme „Pastel de Nata“ mit Schokoladen-Canneloni und Joghurt-Kirscheis. Nun waren wir alle überglücklich! Ach ja, laut Palazzo stehen „45 ausgewählte Weine und über 15 verschiedene Spirituosen zur Auswahl“. Schon allein deshalb müssen wir hier noch zwei, drei mal unser Glück erjagen!
PALAZZO Berlin
im Spiegelpalast an der Hertzallee nahe dem Bahnhof Zoo in Berlin
Öffnungszeiten: täglich außer Montag. Dienstag bis Samstag 19:30, Sonntag 18:00, bis 6. März 2019
Tickets unter: 01806-388 883 oder www.palazzo.org