Grünes Gold – Die Tea Trails von Sri Lanka

Tee-Kulturlandschaft als Teil des Tea Trails. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Sri Lanka, 12.4.2016

Colombo, Kandy, Sri Lanka (Gastrosofie). Irland gilt als grüne Insel, aber Sri Lanka verfügt über das grünen Gold, den Tee. Nachdem vor zweihundert Jahren die hier angebauten Kaffeesträucher einer gefährlichen Pilzkrankheit zum Opfer gefallen waren, kam ein junger Engländer auf den Gedanken, die dadurch frei gewordenen Anbauflächen durch Teepflanzungen zu ersetzen. Eine hervorragende Idee, wie sich bald zeigen sollte, denn schon bald trat der Ceylon-Tee als Markenzeichen seinen Siegeszug auf den Weltmärkten an. Die Vorrangstellung des Tees in dieser Region kündigt sich bereits an während der Zugfahrt von Kandy hinauf in das Anbaugebiet von Nuwara Eliya.

Dunkeld-Farmhaus als Teil des Tea Trails. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Sri Lanka, 12.4.2016

Von den Talebenen bis hinauf zu den Berggipfeln erstreckt sich das zarte Grün der Teesträucher, die, ständig kurz gehalten, bis zu hundert Jahre alt werden können. So erklärt es Rawindra Keerthisinghe, der es trefflich versteht, die Zusammenhänge um die Teegewinnung rund um den „Ceylon Tea Trail“ deutlich zu machen. Jenes ältesten Tea Resorts der Welt, in dem alle fünf Farmhäuser mit ihrem gediegenen Kolonialstil inzwischen zu ebenso stilvollen Gästehäusern umgestaltet wurden. Zuletzt der Dunkeld Bungalow mit Blick auf den weit drunten im Tal gelegenen Castlereagh Lake.

Teepflueckerin an den Tea Trails. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Sri Lanka, 12.4.2016

Technik des Teepflückens

Hier erhalten die an der Teekultur interessierten Besucher von Rawindra alle Informationen rund um den Tee. Und schnell spannt sich ein ebenso überschaubarer wie unterhaltsamer Bogen „vom Teestrauch bis zur Teetasse“. Konkret nimmt er seinen Ausgangspunkt in einer der Plantagen, in der Pflückerinnen damit beschäftigt sind, mit unglaublich flinken Händen ihr durchschnittliches Tagespensum von 18 Kilogramm  zu erreichen. Thambra Sanay ist eine von ihnen. Wie ihre tamilischen Vorfahren ist sie, so erklärt sie voller Stolz, bereits seit zwei Jahrzehnten an dieser Stelle tätig und hat seither die Technik effektiven Teepflückens zur Perfektion heranreifen lassen.

High Tea in Cape Weligama. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Sri Lanka, 12.4.2016

Dabei hilft ihr ein gut zwei Meter langer Holzstab, den sie von oben her waagerecht auf die Sträucher legt. Damit ist die Ebene gekennzeichnet, innerhalb derer die hellgrünen Blätter abgeerntet werden. In  Zusammenarbeit mit 17 anderen Pflückerinnen wird auf diese Weise die vorgesehene Fläche von einem Acre pro Tag bearbeitet. Am nächsten Tag wartet dann bereits die nächste gleich große  Erntefläche auf sie. Bei diesem Ausmaß durchorganisierter Handarbeit sucht man auf dem gesamten Farmgelände vergeblich nach mechanischen Erntemaschinen. Denn diese garantieren, so Plantagenführer Rawindra, bei nur ungefährer Präzision bei weitem nicht die per Hand angestrebte Teequalität.

Teegenuss bei Colombo. © Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Sri Lanka, 12.4.2016

Unterschiedliche Geschmacksrichtungen

Umso erforderlicher sind sie dagegen in der nahe gelegenen Fabrikhalle, in der die Technik mit mehr als hundert Jahre alten Maschinen das Bild bestimmt. Hier dominieren Ventilatoren, Schüttler, Roller, Cutter und Sortiermaschinen. Sie alle dazu da, den Blättern zunächst die Feuchtigkeit zu entziehen und sie sodann in den angestrebten Fermentierungsprozess zu überführen. Ein komplexer Vorgang mit vielen Details, die jeweils unterschiedliche Geschmacksrichtungen nach sich ziehen.

Diese hängen, so Rawindra, natürlich ab von der jeweiligen Höhenlage der Sträucher und von der beim maschinellen Arbeitsprozess gewonnenen Größe der Blattstückchen. Je nachdem, ob diese eher großflächig bei hellem Aufguss ihre eigene Süße ins Spiel bringen. Oder ob sie mit pulverartigen Bestandteilen und dunklerer Farbigkeit eher einen intensiveren, sogar bitteren Geschmack abgeben. Bepackt mit so viel Fachwissen kann endlich am Ende der Führung die Verkostung verschiedener Teesorten beginnen. Diese wird als kulinarisches Gesamterlebnis nur noch überhöht von einem stilvollen „High Tea“, wie er auf der Terrasse des Dunkeld Bungalows mit allem Drum und Dran formvollendet serviert wird.

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