Bil henna wa schiffa – Zum Buch „Ägyptisch kochen“ von Havva-Eva Seyberth

"Ägyptisch kochen. Gerichte und ihre Geschichte" von Hawa-Eva Seyberth. © Verlag Die Werkstatt

Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Gleich auf der ersten Seite des Buches „Ägyptisch kochen“ von Havva-Eva Seyberth lesen wir, das „gegen Ende der 1960er Jahre“ in Ägypten die erste Fernsehsendung zum Thema Kochen entstand. Die vermittelte mit Abla Nazira „im täglich TV-Kochprogramm“ Fertigkeiten für die Frau. Das ist kein Wunder, denn nach dem ersten Militärputsch, als König Faruk im Juli 1952 gestürzt wurde, übernahmen die Generäle und zwei Jahre später deren Anführer Oberst Gamal Abdel Nassers das Zepter.

Das Militär-Regime in Kairo baute eine staatsmonopolkapitalistische Ordnung auf und unterhielt beste Beziehungen zu Moskau. So wundert es wenig, daß das „neue Bild der Frau“ realsozialistisch geprägt war und über Funkhäuser in die Wohnungen der Familien transportiert wurde. Zugleich wurde ein Kochbuch über „ägyptische Hausmannskost“ verlegt und vertrieben, das „bis heute das berühmteste, wenn nicht gar das einzige seiner Art in Ägypten“ sei.

Keine Frage, es würde orientalische oder arabische Kochbücher geben, doch „ein Buch über die ägyptische Küche“ würde bisher fehlen, meint Seyberth im Vorwort aus dem Februar des Jahres 2011. Sie war fleißig, sammelte und notierte Rezepte auf ihren „Reisen durchs Land“ mit dem Fazit, dass die ägyptische Küche „zwar bodenständig“ sei, „aber durchaus kreativ und vielfältig“ mit „einer Menge Leckereien“, denn sie habe sich „aus libanesischen, syrischen und türkischen Einflüssen entwickelt. Wichtige Zutaten sind frisches Gemüse und Früchte sowie Kräuter und verschiedenste Gewürze wie Zimt oder Kardamom, die aus scheinbar schlichten Speisen ein einzigartiges Geschmackserlebnis machen. Für Vegetarier stellt sie eine wahre Fundgrube dar. Fleisch wird seltener aufgetischt, hauptsächlich wird dann Rind, Lamm oder Geflügel verwendet, auch Fisch wird häufig gekocht.“ Wie? Das steht auf sieben Seiten unter der Rubrik Fischgerichte.

Dass Felafel und Baklawa wie weitere Süßspeisen und Gebäck nicht fehlen, das ist gut so und Aish es seraya (Palastbrot), `Atayef (Arabische Pfannkuchen), Lo`mit el `adi (Lokomadis) sollten deutschsprachige Leser unbedingt einmal probieren. Aber erst „Ägyptisch kochen“ lesen. Und dann „Bil henna wa schiffa“!

Leider sind einerseits nur acht Seiten bebildert, daher darf der Leser dieser Rezepte andererseits seiner Vorstellungskraft freien Lauf lassen. Das ist doch gut so, oder?

Bibliographische Angaben:

Havva-Eva Seyberth, Ägyptisch kochen, Gerichte und ihre Geschichte, 224 Stein, gebunden, Hardcover, A5-Format, Farbfotos auf acht Seiten, Verlag: Die Werkstatt, Göttingen 2011, ISBN: 978-3-89533-792-5, Preis: 16,90 EUR (D)

Vorheriger ArtikelUnwiderstehliches zwischen Fastfood und Milkshake – Serie: Kulinarisch-kulturelle Streifzüge durch den Westen der USA (Teil 2/2)
Nächster ArtikelGenussadresse vor den Toren Salzburgs – Bei Küchenchef Ronny Völkel im Gut Edermann