Bei Holger Bodendorf im Gourmetrestaurant Bodendorf’s in Tinnum auf Sylt

Holger Bodendorf
Holger Bodendorf © Neuseelandhirsch

Tinnum, Sylt, Deutschland (Gastrosofie). Dass auf Sylt seit über hundert Jahren Touristen sind, das glaubt man gerne. Schließlich wurde Westerland bereits 1855 Seebad und wuchs über die Jahre – besonders nach dem letzten Krieg weiter – und ging allgemein in die Höhe und Breite.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges und auch noch Jahre danach war auf der Insel tote Touristenhose. Anschließend aber zog Sylt Kurgäste und ab 1960 Massen von Menschen aus allen Klassen der Leute im Lande an. Ausschlaggeben dafür waren nicht nur Wind, Watt und Wellen, sondern dass ab den 1950er Jahren die Fahrzeuginsassen in den Autos bleiben durften, nachdem diese auf dem Zug waren und sogar spezielle Autotransportzüge auf dem Hindenburgdamms, der die Insel mit dem Festland verbindet, eingesetzt wurden.

Sylt, das ist auch Massentourismus. Auf die etwas über 20 000 Insulaner kommt mittlerweile eine auf eine Millionen Gäste anwachsende Masse von Menschen pro Jahr. Tonnenweise Touristen. Das unter der Masse, die Moneten auf die Insel bringt, auch Klasse mit Kohl ist, versteht sich von selbst. Seit jeher sind unter den Reisenden jede Menge Bessergestellte und Besseresser. Wenn man in Westerland aus dem Zug steigt, dann steigt der Appetit auf Fischbuden und Sterneküche.

Auch im neuesten Guide Michelin 2016 sind über sieben Seiten Sylt gewidmet. Das Eiland gilt dem Gourmet gemeinhin als Sterneinsel. Die Sterne sind auf dem 38 Kilometer langen wie schlanken Land im Mare Germanicum gut verteilt. Hörnum, Rantum, Munkmarsch und Tinnum lauten die vier Sterneorte auf Sylt. Für Tinnum holte der 1967 in Heiligenhafen geborene Holger Bodendorf die begehrte Trophäe, der in seinem Gourmetrestaurant Bodendorf’s im Landhaus Stricker das Zepter schwingt.

Von der Kindheit an der Ostseeküste bis zum Küchenchef auf einer Nordseeinsel war der Weg nicht wirklich weit, aber auch nicht immer leicht. Nach einer Lehre landete der junge Bodendorf in Hamburg, lernte und arbeitete unter anderem im Hotel Atlantic Kempinski. Kurze Zeit war er zudem bei dem in Hamburg geborenen Horst Petermann in Zürich. Dann zog es ihn zurück ans Meer. Wikipedia weiß zu berichten, dass Bodendorf nach Lehr- und Wanderjahren 1992 „wieder nach Sylt“ kam, „zuerst zu Toppe’s Restaurant, 1996 zum Hotel Windrose und 2001 zum Landhaus Stricker, wo er seit 2002 für sein Restaurant Bodendorf’s mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde.“

Das war nicht sein erster erarbeitete Stern. Einen ersten Stern erkochte Bodendorf bereits zwei Jahre zuvor, als er Küchenchef im Hotel Windrose in Wennigstedt war.

Dieses Jahr verteidigte Holger Bodendorf, der 2015 einer der Hauptjuroren der Vox-Sendung „Games of Chefs“ war, erneut seinen Stern und darauf darf er stolz sein.

Bodendorf wurde bodenständig und zwar in Tinnum. Dort leitet er seit 2001 das Landhaus Stricker, von dem der Gast erst das 1784 erbaute Landhaus mit Reetdach erblickt, das schöne alte Friesenhaus wurde schick durchgestylten, und dann den neuen Anbau.

Zum Fünf-Sterne-Superior-Haus zählen zwei Restaurants. Das Siebzehn84 böte, berichtet Holger Bodendorf gegenüber RoadsRus, „frische Küche, leichte Kost und coole Klassiker“, während er im Gourmetrestaurant Bodendorf`s eine südfranzösisch-mediterrane Küche auf den Tisch und Teller bringe. Richtig, Bodendorf steht jeden Abend selbst in der angrenzenden Küche am Herd.

Eine Presseinformation zitiert Bodendorf mit folgenden Worten: „Die Kunst ist es, mit bekannten Zutaten unbekannte Gerichte zu kreieren, die kreativ sind, aber trotzdem geschmacklich zusammenpassen. Der Gast muss überrascht werden und vor allem vom Geschmack begeistert sein.“ Offensichtlich überraschte und begeisterte Bodendorf so sehr, dass er weitere Auszeichnungen wie Punkte im Gault Millau unde im Feinschmecker-Guide sowie Diamanten im Varta-Führer erhält.

Wir saßen in einem geradlinigen Raum voller mediterraner Farben und genossen sowohl das angesagte Ambiente als auch die angenehme Atmosphäre. Nicht nur die Tisch- und Tafelkultur war gut sondern auch die Bedienung, die sich zudem großzügig zeigte. Weil das Bodendorf´s insgesamt nur über 22 Sitzplätze verfügt und begehrt scheint, raten wir zu jeder Zeit früh genug zu reservieren und vor Ort „Lieblingsgerichte“ aus über einem Dutzend Jahren Bodendorf`s zu bestellen.

Wie wäre es mit einem Menue aus fünf oder sieben Gängen, zu dem Kabeljau in Nussbuttermolke mit pochierten und grünen Mandeln sowie glaciertem Bretonischem Steinbutt mit marinierten Artischocken sowie Würfel vom Kalbsbries, junge Erbsen, Buchenpilze, Bretonischem Hummer und weiteren Leckereien zählen? Toll war das Moderne, das mit Tomaten Allerlei und Loup de Mer beginnt und über Jakobsmuscheln und Avocado, Langoustino und Gulaschsaft, Iberico Schwein und geschmorte Nektarine, Reh und Kirschen bis zu Rohmilchkäse von Affineur Waltmann und Kokosnuss und Mango reicht.

Der erfahrene Sommelier Martin Radusch weiß aus rund 750 Weinen und 150 Champagner-Sorten den besten Begleiter zum jeweiligen Gang zu empfehlen.

Sie haben die Wahl beim Genießen im Gourmetrestaurant Bodendorf’s in Tinnum auf Sylt.

Bodendorf`s

im Landhaus Stricker, Boy-Nielsen-Straße 10, 25980 Sylt, Ortsteil Tinnum, Telefon: +49 (0)4651 88990, E-Mail: info@landhaus-stricker.de

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Ole Bolle wurde im WELTEXPRESS am 10. August 2016 erstveröffentlicht.

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