Rabenschwarzer Kartoffelbrei – Das „Nauta“ in Berlin bietet peruanische Küche mit einer japanischen Note

© 2019, Foto: Fritz Hermann Köser

Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Grau wie so mancher Alltag ist auch die Fassade des „Nauta“, vor der die Gäste sitzen. Doch die Graffiti-Verzierungen an dem Gebäude und das ebenso lässig-urbane Straßenleben auf der Kastanienallee sorgen für das vielgerühmte „hippe“ Berlin-Gefühl. Alles so kunterbunt wie die Muster auf der ansonsten dunklen Treppe vor dem Eingang. Die entsprechenden, gekonnt sparsam eingesetzten Mosaik-Steine sind auch im Inneren des angenehm puristischen Lokals mit dunklen Wänden und offener Show-Küche zu sehen. Das war es dann auch mit der Exotik. Die soll hier eben vor allem in den Töpfen und auf den Tellern stattfinden.

© 2019, Foto: Fritz Hermann Köser

So wie das Gericht mit dem schönen Namen „Yakitori Callao“. Klingt ziemlich japanisch, aber genauso steht es auf der Speisekarte. Das hat schon seine Richtigkeit, wie Restaurantleiter Hernan Caballero erklärt. Die peruanische Küche sei durch diverse Einflüsse geprägt, Ureinwohner, Eroberer und Einwanderer, sie alle haben dort ihre Spuren hinterlassen. Eben auch die Japaner. Auf deren Einfluss hat sich das Restaurant mit seiner „Nikkei Cuisine“ spezialisiert. Und wenn in Peru schon mal ein japanisch-stämmiger Präsident regiert hatte, dann dürften die gegrillten Fleisch- und Gemüsespieße, eben Yakitori, eine Selbstverständlichkeit sein. Hier fehlt der Spieß jedoch, dafür finden sich auf dem Teller mehrere Stücke Rinderherz, zudem Pulpo, Garnelen, Choclo, also gekochter Mais, und Kartoffeln. Innereien und Meeresfrüchte, im weitesten Sinne eine originelle Variante des mitunter etwas überstrapazierten Surf und Turf, Callao ist nicht von ungefähr eine peruanische Hafenstadt.

© 2019, Foto: Fritz Hermann Köser

Ein weiteres Hauptgericht ist „Lomo Saltado“. Entrecote, zart und schön marmoriert, medium rare, mit Maniok, Tomate und Zwiebel. Die Soße, ein Knochensud mit Essig und Sojasoße, verleiht dem Fleisch eine besondere Note. Dazu passt gut ein roter Chilene, ein Carmenere von 2016, sehr trocken, mit intensiven Tanninen. Fast alle Gerichte auf der Karte kommen sommerlich-leicht daher, so auch „Causa Wacker“ als Vorspeise. In Peru bestellt man nur „Causa“, einen besonderen Kartoffelbrei, der in unzähligen Varianten zubereitet wird. Der urdeutsche Nachname „Wacker“ beruht auf der künftigen Ehefrau von Küchenchef Diego Velasquez, die Kreation ist sein Verlobungsgeschenk. Die bessere Hälfte darf sich geehrt fühlen, es wurde ganze Arbeit geleistet. Zwei Sorten der Spezialität, knallgelb und rabenschwarz, zwar kalt, aber dennoch schmackhaft, leuchten auf dem Teller. Die helle Variante mit Limette und Chili, die dunkle mit Sepia. Alle drei Zutaten entfalten ein intensives Aroma. Was man doch so alles aus Kartoffelbrei zaubern kann, vielleicht regt es die Fantasie einheimischer Hobby-Köche an. Die Kartoffel, als urdeutsch verschrien, stammt ja bekanntlich aus Übersee. In Peru geht ohne sie gar nichts, über 3000 Sorten, so der Restaurantleiter, gebe es in seinem Heimatland. Auch sonst ist die Auswahl an Obst und Gemüse mehr als reichhaltig, was an den diversen Klimazonen des Landes liegt.

© 2019, Foto: Fritz Hermann Köser

Im Nauta jedoch stammen die Knollen von Erzeugern aus der Umgebung Berlins, wie auch sonst fast sämtliche Zutaten, nur die Gewürze kommen aus Peru. So wie der Apéritif, ein Pisco Sour, der Klassiker aus Pisco, Eiweiß, Zucker, Limette und Angostura Bitter, perfekt gemixt. Dazu noch eine Vitaminbombe, eine Chicha Morada, sanft fruchtig, aus lila Mais, Ananas- und Limettensaft, Zimt und Zucker. Ebenso erfrischend eine weitere Vorspeise, das Ceviche Tropical, eine sehr gelungene Kombination aus Fisch und Frucht, mit einer leicht scharfen Soße. Gegrillter Oktopus, Garnelen, und Wolfsbarsch paaren sich mit Süßkartoffeln, Äpfeln, Trauben und Orangen.

© 2019, Foto: Fritz Hermann Köser

Das Dessert fällt gleichfalls sehr bekömmlich und leicht aus. Vier Sorten Eis, hausgemacht. Zunächst Koriander, dem aber ein großer Petersilien-Anteil eine herb-grasig Frische verleiht, Passionsfrucht, Himbeer mit Minze sowie Lucuma, eine südamerikanische Frucht mit sehr süßem, faserig-mehligen Fruchtfleisch. Garniert mit kleinen Waffeln, schwarz, rot, gelb, grün gefärbt. Und, als kleiner Gag, Peta Zeta, Knisterbonbons, die auf der Zunge für Mini-Explosionen sorgen. Darauf einen Digestif, einen Pisco Torontel, der ausschließlich aus der Torontel-Traube gewonnen wird. Frisch-fruchtig das Bukett, unter anderem machen sich Noten von Limette und Veilchen bemerkbar, elegant-samtig dann der Abgang mit einer sanften Note von Orangenschale. Insgesamt trägt das Restaurant seinen Namen völlig zu Recht. Nauta, so Hernan Caballero, ist ein Ort im peruanischen Regenwald, „tropisch, wie im Paradies“.

Nauta

Adresse: Kastanienallee 49, 10119 Berlin, Deutschland

Kontakt: Telefon: 0174 3863466, E-Mail: info@nautaberlin.com

Heimatseite im Weltnetz: nautaberlin.com

Facebook: https://de-de.facebook.com/nautaberlin

Öffnungszeiten: Montags Ruhetag, von dienstags bis freitags von 18:30 Uhr bis 23 Uhr, samstags von 11 bis 23 Uhr und sonntags von 11 bis 16 Uhr

Kleiderordnung: keine

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