Medusa mit Bischofsmütze – Große Kürbisausstellung auf dem Spargel- und Erlebnishof Klaistow

Die gruselige Kürbis-Medusa. © 2020, Foto/BU: Fritz Hermann Köser

Klaistow, Brandenburg, Deutschland (Gastrosofie). Medusa lauert gleich hinter dem Gebäude. Überdimensioniert, und ziemlich bunt. Pit Ruge hat die gruselige Sagengestalt geschaffen, aus lauert Kürbissen. Die hat der Berliner Künstler mit seinen Mitarbeitern in mühevoller Arbeit an ein Holzgerüst befestigt. Mit Kaninchendraht. So entstand auch Gandalf, der Zauberer von Mittelerde, mit seinem gewaltigen Bart. Einige Meter breitet der Feuervogel seine Schwingen aus.

Kürbis-Meer mit einsamen Ruderboot. © 2020, Foto/BU: Fritz Hermann Köser

Es soll angeblich die größte Kürbisausstellung Berlin-Brandenburgs sein, die in diesem Jahr auf dem Spargel- und Erlebnishof Klaistow stattfindet. „Kürbis, Fabeln, Fantasien“, so das Motto der Ausstellung, die zwei Euro Eintritt kostet. „30.000 Kürbisse wurden alleine für die Figuren aufgewendet“, sagt Geschäftsführerin Antje Winkelmann. Noch bis zum 1. November dreht sich auf dem Hof alles um das beliebte Saison-Gemüse.

Kürbissuppe mit knusprigen Kürbiskernen. © 2020, Foto/BU: Fritz Hermann Köser

Auch wegen der köstlichen Spezialitäten aus dem Hof-Restaurant lohnt ein Besuch. Der Klassiker, die Kürbissuppe, wurde mit Ingwer, Kürbiskernöl und knusprigen Kürbiskernen verfeinert. Sehr gelungen auch die gebratenen Gnocchi mit einer milden Kürbisfüllung, angereichert mit einer Kürbissoße, Kirschtomaten, Gartenkräutern, Rucola und Parmesan. Ebenso empfehlenswert der mit Hackfleisch gefüllte Acorn-Kürbis mit Kartoffelstampf und einer Kürbisrahmsoße. Die Portionen fallen reichlich aus, da bleibt kaum Platz für eine Dessert. Etwa das Kürbis-Frischkäse-Tiramisu mit Pistazien. Wem das zu mächtig ist, kann ja auf das hausgemachte Eis ausweichen. Da die Sorte „Kürbis“ noch in Arbeit ist, tut es auch ein Heidelbeer-Eis. Extrem fruchtig und wenig süß, da können selbst die besten Eisdielen kaum mithalten. Und als Aperitif lädt der goldfarbene „Kürbissecco“ ein. Ja, aus Kürbis lässt sich so manches zaubern. Anders als zu Ost-Zeiten, wo es diese Delikatesse nur eingelegt gab. Süß-sauer, wie sich Antje Winkelmann erinnert.

Köstliche Kürbisgnocchi mit reichlich Rucola und Kirschtomaten. © 2020, Foto/BU: Fritz Hermann Köser

Unterhaltung bieten Events wie Halloween oder die Wiegemeisterschaft. Riesenkürbisse trumpfen dann mit ihren Kilos auf, bei der Züchtung geht es vor allem um das Gewicht, weniger um den Geschmack. Seit 2013 herrschen strenge Regeln beim Wiegespektakel. der Stiel nicht länger als 2,5 Zentimeter sein und der Kürbis muss gesäubert auf die Waage kommen, so verlangt es die „Great Pumpkin Commonwealth“ (GPC). Ein Schiedsrichter überwacht die Einhaltung des GPC-Regelwerks. Nur so kommen die Ergebnisse auf die weltweit gültige Rankingliste, was für die eingeschworene Gemeinschaft der Kürbiszüchter-Szene von großem Interesse ist. Der Schweizer Beni Meier ließ 2014 mit seinem fast eine Tonne schweren Kürbis alle Kontrahenten weit hinter sich. Die Bestmarke unter den Züchtern aus Berlin und Brandenburg stammt aus dem Jahr 2017 und liegt bei 767 Kilo. Erzielt wurde sie von Alexander Lütjens, der zu den jüngsten Teilnehmern im Wettbewerb gehörte.

Gefüllter Acorn-Kürbis mit würzigem Hackfleisch. © 2020, Foto/BU: Fritz Hermann Köser

30 Sorten Kürbisse biete der Betrieb an, die diversen Zier- und Speisekürbissen aus eigenem Anbau sind auf dem Kürbismarkt vor dem Hof erhältlich. Neben Klassikern wie Hokkaido oder Butternut gibt es dort auch unbekanntere Exemplare. Etwa der besagte grüne „Acorn“ mit seinem feinen Haselnuss-Aroma, der zarte „Baby-Boo“ mit seiner dünnen weißen Haut, die „Bischofsmütze“, die sich politisch-unkorrekt auch „Türken-Turban“ nennt, oder gar das „Ufo“, bei dem Erich von Däniken wohl kaum widerstehen könnte. Die „rote Warze“, die ihrem Namen ebenfalls alle Ehre macht, ist dagegen ein klarer Fall für den Dermatologen.

Der Hof bietet reichlich Sorten aus eigenem Anbau. © 2020, Foto/BU: Fritz Hermann Köser

Wohin man auch schaut, ein Meer aus Kürbissen. Ein kleiner Ozean wurde sogar für die Kürbisausstellung nachgebildet, aus vielen hellen Exemplaren mit einem kleinen Ruderboot mittendrin. Eigentlich nicht zum Betreten gedacht. Dennoch macht es sich so manches Kleinkind dort bequem, während die Eltern das Handy zücken. Die bunte Schau ist eben ideal für Selfie- und Instagram-Junkies. Und wer davon nicht genug bekommen kann, dem hilft eine Dauerkarte sicher weiter. Für ganz fünf Euro.

„Kürbis-„, Spargel- und Erlebnishof Klaistow

Adresse: Glindower Straße 28, 14547 Beelitz

Kontakt: Telefon: 03320661070

Heimatseite im Weltnetz: spargelhof-klaistow.de

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