Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Seit der Eröffnung 1982 werden im Adana Grillhaus die Spieße umgedreht und der Raki eingeschenkt, denn der hochprozentige Klare aus geernteten und getrockneten, gegorenen und gebrannten Weintrauben, denen nach der ersten Destillation und vor dem zweiten Herauslösen Anis zugesetzt wird, gehört in der Gaststätte von Cevat Akpolat einfach dazu.
Gut, wenn der Gastgeber vor Ort ist, denn gute Bekannte und Freunde lädt er nicht nur ein, er schenkt auch ein, denn der älteste Mann am Tisch füllt traditionell die Gläser. Akpolat erzählt auch noch Geschichten. Beispielsweise die, dass bevor sich das Adana Grillhaus neben schwäbischen Wehrdienstverweigerern und türkischen Gastarbeitern in Kreuzberg niedergelassen habe, sich an jenem Ort eine Metzgerei befunden hätte.
Das passt, meinen wir Gastrosofen und trinken den nach der Zugabe von eiskaltem Wasser nun milchig-trüben Yeni Raki auf das Wohl unseres Gastgebers.
La La Lamm
Während wir weiter darüber sprechen, dass die Verarbeitung von Fleisch schon seit längerem eine große Rolle in der Manteuffelstraße 86 spielt, wird der Tisch gedeckt und eine Rakitafel entsteht. Toll. Wir empfehlen Meze Tabağı, eine gemischte kalte Vorspeisenplatte und die klassische Kichererbenscreme mit Sesam namens Humus. Wenn wir schon beim gemischten Teller sind, dann bleiben wir dabei und raten zum Spezialteller des Grillhauses mit Lammfilet, Lammkotelett, Lammspieß, Lammrippchen und Boulette. Doch auch Kuzu Kaburga (Lammrippchen), Izgara Köfte (Türkische Bouletten) und Cupra Izgara (Gegrillte Dorade) sehen großartig aus und schmecken lecker.
Fußball und Fleisch
Wenn wir nicht kosten, dann reden über Raki und die Region, aus der unser Gastgeber, der sich als Deutscher, der früher einen türkischen Pass hatte, und als Berliner, der einst für die erste Fußball-Männermannschaft von Türkiyemspor Berlin im Mittelfeld kickte, Kurde und Alevit vorstellt. Aus einem Dorf bei Erzincan im Osten der heutigen Türkei stamme er. Wir sprechen über Adana, die Stadt im Süden der Türkei, die weit hinter Antalya und Alanya liegt. Nach ihr wurde das Grillhaus benannt. Und wir sprechen immer wieder über Fußball damals und heute, während in der Glotze ein Hingucker läuft. Spanien und Portugal trennen sich bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland 3:3.
Wir sprechen aber auch über den ersten kurdischen Holzkohlegrill in Berlin.
„Unser Ziel ist es die türkische Garküche mit dem Kreuzberger Flair zu vereinen“, sagt Akpolat und blickt sich in seinem Restaurant um, wo Verwandte und Bekannte, Freunde und Gäste der Garküche sitzen, sogar am Grill und sich bei ihm wohlzufühlen scheinen, wozu ein beinahe familiären Umgang der Griller und Kellner untereinander und zu ihren Gästen beiträgt.
Dass der Brandwein auch zur guten Laune beiträgt, das muss nicht verschwiegen werden. Yeni Raki gibt es übrigens in mehreren Sorten.
Dass das Fleisch so gut riecht und die Gäste vom Grillen wirklich wenig, das liege auch an der Kokosnusskohle, die ohne Ruß und Rauch, aber mit einem tollem Aroma verbrennen würde, weiß Akpolat zu berichten. Darauf einen Raki.
Hier werde noch „mit Liebe gegrillt und verzehrt“, meint er wenig später und wir heben wieder unser Glas auf sein Wohl.
Die Kokosnusskohle, das Lammfleisch, der Yeni Raki und das Grillhaus. In diesem einfachen Restaurant mit authentische Atmosphäre hebt das die Stimmung und es kommt Freude auf.
Adana Grillhaus
Manteuffelstraße 86, 10997 Berlin, Web: adanagrillhaus.de
Öffnungszeiten: von Montag bis Sonntag von 12 Uhr mittags bis 2 Uhr nachts