Franco Francucci, seit über 60 Jahren in Berlin und eine gastronomische Legende

Franco Francucci. © Foto: Klaus-Dieter Richter, Aufnahme: Berlin 28.11.2022

Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Wer hat die erste Minipizza in Berlin präsentiert und somit in Deutschland populär gemacht? Richtig, das tat ein Italiener namens Franco Francucci. Seine 40-jährige gastronomische Geschichte gehört einfach zu Berlin wie das Brandenburger Tor und die Siegessäule.

Der gebürtige Italiener Franco Francucci kam im Juni 1959 als einer der ersten Gastarbeiter nach Deutschland. Er war gelernter Zimmermann und hatte einen Arbeitsvertrag für sechs Monate in Göppingen, danach verschlug es ihn in die dortige Gastronomie. Hier bekam er eine Anstellung, in einem kleinen Restaurant mit angegliederter Pension. Nach Zwei Jahren zog es ihn aber hinaus in die „Weite Welt“ und landete somit 1961 in Berlin. Gewusst habe er nicht viel von der Stadt, nur das eine Mauer aufgebaut wurde.

Angekommen am Bahnhof Zoo betrat Francucci Berlin-West und lief die Joachimstaler Straße bis zum Kurfürstendamm hinunter, wo vom legendärem Café Kranzler aus, auf der anderen Straßenseite ein großes Kindl Restaurant zu sehen gewesen war. Rüber über die Straße und rein in den Betrieb. Auf die Frage, ob er hier als Kellner arbeiten könne, kam umgehend die Antwort: „Ab Morgen!“. Fortan nannte man ihn dort den italienischen Schwaben aus Göppingen. Francucci war einer von 43 Kellner. Unter ihnen befanden sich mehrere, die später als Top- Gastronomen bekannt wurden.

Franco Francucci eröffnete 1962 sein erstes Restaurant, das „La Grotta“ in der Berliner Bleibtreustraße. Vor allem bei Nachtschwärmern war das „La Grotta“ beliebt. Gebacken wurde damals in dieser „Grotte“ die beste Pizza ganze Pizza der halbierten Stadt.

1967 bekam Francucci vom stadtbekannten Playboy Rolf Eden die Möglichkeit, am Adenauer Platz einen 45 Quadratmeter großes Geschäft zu betreiben. Minipizzen wurden in Italien schon seit einigen Jahren verkauft, aber noch nicht in Berlin. Also verkaufte Francucci diese als erster Italiener direkt vom Blech für eine Mark. Seine Kunden standen Schlange. Mit seinen Leute mußte er sich also sehr mühen, alle satt und glücklich zu machen. Der Begriff Minipizza sprach sich in Berlin herum wie ein entfachtes Feuer. Francucci war Stadtgespräch. Die Schlangen wurden immer länger. Zwei Dutzend Kunden zur selben Zeit, die sich die Beine in den Bauch standen, um Minipizza in den Mund nehmen zu können, waren in den goldenen Minipizza-Monaten keine Seltenheit, erinnert sich Francucci.

Somit war aber auch der Grundstein für einen weiteren Betrieb unweit entfernt am Lehniner Platz gelegt worden. Der Name dieser gastronomischen Einrichtung lautete „Ciao Ciao“. Schnell entwickelte sich das Ristorante zu einer Institution. Italienische Produkte in Berlin zu bekommen gestalte sich damals schwer, aber mit Einfallsreichtum gelang es ihm, diese den Gästen zu präsentieren. Viele Prominente aus aller Welt gaben sich im „Ciao Ciao“ ein Stelldichein wie Sophia Loren, Gina Lollobrigida, Adriano Celentano, Luciano Pavarotti, die Rolling Stones, um nur einige zu nennen. In diesem Restaurant mit hoher Promi-Dichte arbeitete sein Sohn Franchino Francucci nach seinen Ausbildungen zum Hotelfachmann und Koch im Hotel Intercontinental mit.

Ein Blick auf „Francuccis Ristorante“ in Berlin. © Foto: Klaus-Dieter Richter, Aufnahme: Berlin 28.11.2022

Vater und Sohn eröffneten 1996 auf der anderen Straßenseite, im Haus Kurfürstendamm 90, einen weiteren Betrieb. Francuccis Ristorante ist auch heute ein sehr beliebter Betrieb in Berlin mit engagierten Mitarbeitern, deren Anspruch nach hoher Qualität und Stammgästen, die gerne kommen, belegt ist. Dort arbeitet neben Sohn Franchino bereits die dritte Generation der Francuccis. Wenn man Glück hat, dann trifft man alle drei Generationen an einem Tag und darf sich sicher sein, daß nach dem Ausscheiden von Franco Francucci das Restaurant auf hohem Niveau weitergeführt werden wird.

Auf die Frage, was seinen langjährigen Erfolg ausmache, antworte Franco Francucci: „Es macht was aus, lustig zu sein, Feeling für die Gäste zuhaben, aber trotzdem eine gute Arbeit zu leisten. Man müsse den Gästen das Gefühl geben, dass sie herzlichst willkommen sind. Sie sollen als Gäste kommen und als Freunde wiederkommen. Somit entstehen Bindung und Freundschaften auf lange Zeit.

Sein Fazit: „Es war eine wunderschöne Zeit in der Gastronomie und das meine Faszination für diese Branche, jetzt schon in Dritter Generation übernommen wurde.“

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