Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Ostern ist weltweit mit den verschiedensten Ritualen verbunden. Dazu zählt auch das bemalte Osterei, doch das muss nicht unbedingt mit dem höchsten Fest der Christenheit zu tun haben. Denn wissenschaftlich ist nachgewiesen, dass es bemalte Eier schon vor 60 000 Jahren gab. Sie wurden im südlichen Afrika entdeckt – dekorierte Schalen von Straußeneiern. Auch in antiken Gräbern der Sumerer(3. Jahrtausend. v. Chr., Mesopotamien) und Ägypter gab es bemalte und verzierte Straußeneier. Sie sind wenigstens 5 000 Jahre alt. Eine schlüssige wissenschaftliche Erklärung für diese Bemalungen gibt es nicht.
Das ist anders bei den frühen Christen im Raum Mesopotamien. Sie bemalten die Eier rot, um damit an das Blut zu erinnern, das bei der Kreuzigung geflossen ist. Es gab in jener Zeit aber auch schon die Eierbemalung in unterschiedlichen Farben, was praktische Bedeutung hatte:Je länger, also härter, ein Ei gekocht war, um so länger konnte es aufbewahrt werden. Um sie von jüngeren Eiern zu unterscheiden, färbte man sie in unterschiedlichen Farben. Am Ostersonntag dann, nach der sechswöchigen Fastenzeit – sie beginnt Aschermittwoch – gab es die Eier in den verschiedensten Farben.
Kirchlich oder religiös geht die „Eier-Geschichte“ weiter: Die „benedictio ovorum“ geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Damit wurde die Segnung von Eiern oder Eierspeisen eingeführt. Papst Paul V. (1605 – 1621) hatte zur Ostermesse ein bestimmtes Gebet verordnet – Wortlaut: „Segne, Herr, wir bitten dich, diese Eier, die du geschaffen hast, auf dass sie eine bekömmliche Nahrung für deine gläubigen Diener werden, die sie in Dankbarkeit und in Erinnerung an die Auferstehung des Herrn zu sich nehmen.“
Das volkstümliche Eierfärben hat seinen Ursprung in Armenien, breitete sich dann als österliches Brauchtum über Russland, die Mittelmeerländer nach Europa aus. In Deutschland werden gefärbte Ostereier erstmals im frühen 13. Jahrhundert erwähnt. Damals wurde der „Zins“ um die Osterzeit fällig, eine „Abgabe“ oder „das Entgelt, das ein Schuldner seinem Gläubiger als Gegenleistung für vorübergehend überlassenes Kapital zahlt“ (Wikipedia). Aus jener Zeit stammt das aus der Mode gekommene Wort „Zinsei“: Denn viele Bauern zahlten ihren „Zins“ in Naturalien, eben auch in Eiern.
1617 schließlich wird das Osterei in der heute gebräuchlichen Form auch schriftlich dargestellt, und zwar von dem Schriftgelehrten Puteanus in seinem Werk „ovi enconium“. Er spricht darin von „beschrifteten, bemalten, und geätzten Ostereiern.
1682 wird das alles schließlich „volkstümlich“ in heutigem Sinne: Georg Franck schildert in seiner Schrift „Satyrae“ auch „das Verstecken der Ostereier für Kinder“, und er nennt auch erstmals den „Osterhasen“. Knapp zehn Jahre später veröffentlicht der Abt Jakob vom Kloster Schuttern im Ortenaukreis sein Tagebuch, in dem er den Brauch erwähnt, bemalte Eier zu Ostern für die Kinder zu verstecken. 1818 erschien der Kinderbuchklassiker „Ostereier“ von Christian von Schmid. Dieses Buch ist noch heute im Sortimentsbuchhandel erhältlich.
Als „Osterei“ werden auch Geschenke bezeichnet, die nichts mit dem Ei zu tun haben – etwa Schmuck.