Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Es ist fast wie in einem bekannten schwedischen Möbelhaus. Karton auf, alles zusammenzimmern, natürlich streng nach Anleitung, fertig. Nur kann hier der Schraubenzieher im Werkzeugkasten bleiben. Schließlich geht es nicht um ein Billy-Regal, sondern um ein erlesenes, vollwertiges Drei-Gänge-Menü. Inklusive frisches Brot mit feiner Butter.
Die Zutaten liefert das Berliner Sternelokal „einsunternull“ direkt nach Hause. Für zwei Personen, zum Preis von 98 Euro. Der „Berliner Proviant“, wie sich die erlesenen Speisen und Produkte hier nennen, wird per DHL-Express zugesandt, damit die Kunden die Ware so schnell wie möglich bekommen. Im Kühlschrank bleiben sie dann noch ein bis zwei Tage frisch. Neben „klassisch“ gibt es auch noch eine vegetarische Variante.
Auch wenn das Restaurant coronabedingt vorübergehend die Pforten schließen muss, „braucht niemand auf die kulinarische Reise durch die pulsierende Hauptstadt verzichten“, versichert Nadine Reitinger. Zudem spende man zehn Euro des Erlöses jedes gekauften Berliner Proviants an eine gemeinnützige Organisation, so die stellvertretende Restaurantleiterin weiter. So können die Genießer eine kreative und urbane Küche mit weitgehend regionalen Zutaten zuhause genießen. Alles ist einwandfrei abgepackt und beschriftet. Die beiliegende Anleitung erhält anschauliche Informationen, was die Zubereitung, aber auch das Anrichten anbelangt. Ob Königsberger Klopse, ob Graupen-Kräuter-Risotto, ob Gärtnerin-Kartoffel, die meisten Zutaten muss man nur aufwärmen, im Ofen oder im Kochtopf. Moderne Sternküche in den eigenen vier Wänden. Keine Hausfrau wird das so perfekt hinbekommen.
Dies liegt an den vollendet zubereiteten Zutaten. Das Risotto etwa, kernig und sämig zugleich, besticht durch eine wunderbare Kräuternote. Räucherforelle, Friséesalat und Räuchervinaigrette verleihen dieser Vorspeise zusätzliche Frische und Leichtigkeit. Weiter geht es mit Königsberger Klopse. Oft fallen sie ein wenig fade aus, hier waren sie wunderbar gewürzt, man bemerkt unter anderem Majoran und Muskatnuss. Tadellos auch die herrlich pikante Kapernsauce. Der leicht gesüßte Rote-Beete-Salat und die Gärtnerin-Kartoffeln, hier ein perfekt abgeschmecktes Gratin, erweisen sich als ideale Beilagen. Zu den Kartoffeln gibt es noch Butterschmelze, die nicht nur wegen der Farbe an eine Art flüssige Karamell, nur ohne Zucker, erinnert.
Auch das Dessert, eine Baba au Rhum mit aufgeschlagener Ganache, lässt keine Wünsche übrig. Erfreulich, dass bei dem Gebäck weniger der Zucker, sondern mehr der Rum dominiert. Wer dann noch etwas Espresso im Schrank findet, kann umso besser die Macarons und Pralinen genießen, die ebenfalls mitgeliefert wurde.
Fazit: Mag bei dem Billy-Regal mal eine Schraube fehlen, hier war alles perfekt. Und viel mehr Spaß macht diese Art von „Selberbauen“ auch noch.