Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Auch mitten in der Woche ist in der „Trattoria a Muntagnola“ jeder Tisch besetzt. Pino Bianco, der Inhaber, wuselt im roten Rollkragenpullover zwischen den Gästen umher.
Seine Familie stammt aus der Basilikata, die gleichsam den Knöchel des italienischen Stiefels einnimmt. Bereits vor dem Mauerfall kam er nach West-Berlin. Da ging es aufregend zu, doch die italienische Küche hatte in ihrer Anpassung an den vermeintlich deutschen Geschmack ihre Würde verloren.
Pino beschloss, den Berlinern die authentische, rustikale Küche seiner süditalienischen Heimat nahezubringen: Die hausgemachten Würstchen, die in Schmalz konserviert werden. Eine Fleischsauce, die stundenlang köchelt, um dann mit der selbstgemachten Pasta serviert zu werden.
Ein Markenzeichen der Trattoria a Muntagnola ist die himmlische Auberginen-Caponata mit Tomaten, Mandeln und Rosinen. Freigiebig händigt Pino deren Rezept aus. Doch wird man das Gericht zuhause nie so sämig hinbekommen, mit der auf den Punkt getroffenen Balance zwischen süß und säuerlich. Dazu passt der erfrischende, bissfeste Löwenzahn-Salat.
Schon seit den Anfängen des Lokals ist Pinos Mutter, Angela Bianco, als Küchenchefin mit dabei. Muntagnola, „Bergmädchen“ ist ihr Spitzname, den sie in jungen Jahren erhielt, als sie aus ihrem Bergdorf an die Küste kam. Bevor sie ihrem Sohn nach Berlin folgte, hatte sie daheim in der Pizzeria ihres früh verstorbenen Mannes gekocht.
Die Trattoria a Muntagnola versteht sich nun als Botschafter der Basilikata. Von der Heimatverbundenheit zeugen zahlreiche Familienfotos und ein großes Wandbild mit der felsigen Silhouette von Matera, der Kulturhauptstadt Europas 2019.
Zur Familie Bianco gehört übrigens auch Pinos jüngerer Bruder, der in Berlin-Mitte das gehobenere, ebenso erfolgreiche „Contadino Sotto le Stelle“ führt. Dort gibt es steif-weiße Tischdecken. In der „Trattoria a Muntagnola“ liegen hingegen Papierblätter auf dem Tisch; mit dem Stadtbild von Matera zum Ausmalen.
Das Menü wechselt wöchentlich. Pizza steht natürlich immer auf der Karte. Der aromatische Teig enthält hier neben klassischem Weizen auch Soja- und Reismehl. Der Begleiter entscheidet sich für eine jahreszeitliche Pizza mit Kürbispüree und Feigen, obwohl er sonst gar nicht vegan lebt. Für weniger Experimentierfreudige gibt es natürlich auch klassische Kombinationen, zum Beispiel mit Schinken, Mozzarella und Basilikum.
Zwischendurch kommt La Mamma aus der Küche, geht von Tisch zu Tisch, plaudert mit den Stammgästen. Pläne für den Ruhestand hat sie vermutlich noch nicht.
Trattoria a Muntagnola
Adresse: Fuggerstraße 27, 10777 Berlin
Kontakt: Telefon: +49 (0)30 2116642
Heimatseite im Weltnetz: trattoria-muntagnola.de