Lausig am Leo? Gutes Brisket, schlechte Bedienung in Linos Barbecue im Berliner Wedding

Linos BBQ im Berliner Wedding.
Ein Blick auf die Bar des Barbecue von Lino. © 2018, Foto: Fritz Hermann Köser

Berlin, Deutschland (Gastrosofie). In Berlin gibt es einen Ort, an dem Fleischesser, die gerne gutes Fleisch mögen, besser essen können, vor allem dann, wenn sie Wert auf Brisket legen, und der liegt im Wedding in einem namenlose Viertel an der Nazarethkirchstraße zwischen der Max- und Müllerstraße.

Bei Laune und mit Berliner Schnauze wird das Viertel am Leopoldplatz Leo gerufen. An diesem Leo liegt Linos Barbecue, das er US-amerikanisch gewitzigt als BBQ abkürzt. In dem Restaurant von Lino Felipe Brandi in der Malplaquetstraße Ecke Nazarethstraße wird Barbecue in einer besonderen Art geboten, die auf den Begriff Brisket hört. Seine Weise sei ähnlich dem Brisket, das er von seinem Geburtsland Texas in den Vereinigten Staaten von Amerika her kenne, erläutert der Inhaber. In einem vier Meter langen Pit, wie der Barbecue-Smoker am Leo genannt wird, werde das Fleisch bei Niedrigtemperatur im heißen Rauch gut und gerne zwölf Stunden gegart.

Linos BBQ im Berliner Wedding.
So sah eine Portion Fleisch für drei Besseresser in Linos BBQ am 23. Juni 2018 aus. Mit dabei das Brisket. © 2018, Foto: Fritz Hermann Köser

Nach eigener Auskunft biete Lino die „Holy Trinity“ („Heilige Dreifaltigkeit“) des Barbecues nach texanischem Vorbild. Rinderbrust, Schälrippchen und Schweineschulter sind das Dreierlei. Lino Felipe Brandi, der Koch gelernt hat, reibe sein Fleisch nach eigenen Angaben nur mit Pfeffer und Salz ein. Rippen gebe es vom Rind und Schwein. Und wegen der texanischen Trinität Jalapeño Sausage, also eine hausgemachte grobe Wurst, die würzig schmeckt und mit angenehmer Chili-Note mundet, werde auch Wurst zubereitet und serviert.

Wer sich eine Texanische Trinität bestellt, der bekommt dazu eine selbst eingelegte Dillgurke und selbst eingelegte rote Zwiebeln. Nicht nur die Beilagen sind selbstgemacht, sondern auch der Käsekuchen. Dafür kommt das Bier vom Fass von Brewbaker.

Das Fleisch für Beef Ribs, Pork Ribs und Pulled Pork stamme übrigens vom „USDA Prime Black Angus Beef und vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein“ Die Saucen jedoch kämen aus der hauseigenen Küche. Die an diesem Abend dünnflüssigen Saucen seien selbstgemacht, kämen aus der eigenen Küche, und werden in belanglosen Plastikflaschen auf den Tisch gestellt.

Gebracht werden Speisen und Getränke vom Inhaber und Koch sowie von Kellner. An dem Tag, an dem wir dort eingeladen waren, wirkten beide nicht gerade begeistert von unserem Besuch. Gut gelaunt geht anders. Sie hatten zu tun, ja, aber nicht zu viel, denn das überschaubare Restaurant mit seinen wenigen Sitzplätzen war längst nicht so proppevoll wie das Stadion, in dem das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden ausgetragen wurde, das wir in Linos BBQ bei Speis und Trank verfolgten. Kaum war nach dem schmeichelhaften Sieg in letzter Minute der Nachspielzeit Schluss mit Traurig, leerte sich das Eck-Restaurant so schnell wie die Arena in der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi.

Ob das an den Preisen liegt, die für den Leo hoch, aber für die gute Qualität angemessen sind, oder dem schlechten Dienst am Kunden geschuldet ist, der typisch für Berlin-Wedding zu sein scheint, das wissen wir nicht. Nicht jeder Gast scheint Schnoddrigkeit zu schätzen. Selbstverständlich kann das Fleisch nichts dafür. Wir raten zum Direktkauf vor Ort, aber zum Essen anderswo.

Linos Barbecue

Malplaquetstraße 43, 13347 Berlin-Wedding

Telefon: 0049 (0)30 55602977, E-Mail: contact@linosbbq.com, Web: www.linosbbq.com

Öffnungszeiten: Mittwochs bis freitags von 18 Uhr bis 22.30 Uhr, samstags und sonntags von 15 Uhr bis 22.30 Uhr.

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