Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Vor dem Cynar werfe ich ein Blick in das Buch „So sind sie, die Belgier“ aus dem Bielefelder Reise-Know-how-Verlag. Auf Seite 50 lese ich folgende Sätze:
„Meist trinkt man beim Essen. Allerdings kann man ja zwei Stunden vor dem Essen damit beginnen und es dann noch zwei Stunden über die Mahlzeit hinaus ausdehnen. Aperitifs sind beliebt, zum Beispiel ein Glas Portwein, ein Aperitif des Hauses (oft ein fürchterliches Getränk von einer erschreckend grellen Farbe) oder eine zähe, wie Arznei schmeckende Flüssigkeit, hergestellt aus einem Extrakt aus Artischocken und Orangen (die gut zur Anregung des Appetits sein soll).“
Artischocken und also Cynara scolymus – so und nicht anders lautet der botanische Name der distelartigen Pflanze – da war doch was? Richtig, der Cynar! Der bitter-süße, herb-süße Likör von rötlich-brauner Farbe soll 1952 von Angelo Dalle Molle, einem venezianischen Unternehmer und Pflanzenliebhaber, kreiert worden sein.
Laut „Wikipedia“ gelte er „wegen seines Gehalts an Artischockeninhaltsstoffen (Cynarin) als verdauungsfördernd und eignet sich deswegen gut als Digestif. Er kann entweder pur oder als Longdrink, klassisch mit Soda oder Cola, Tonic Water oder Bitter Lemon getrunken werden. Eine Zitronen- oder Orangenspalte im Glas dient der Aromatisierung und Dekoration.“
Im Laufe der Jahre ist zwar das Grundrezept geblieben, doch das findet sich in immer mehr Mischgetränken. Wie wäre es auch in Belgien mit einem Cynar Spritz oder einem Cynar Julep – oder doch mit Orange und wenigstens im Hochsommer ordentlich Eis dazu?
Wie auch immer, versuchen sie den Artischocken-Amaro in Belgien, der Bundesrepublik oder in Bella Italia. Wo auch immer: Wohlsein!