Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Ist ganz Schweden eine Küche? Keine Frage, das ist Quatsch mit Sauce. Auch dumme Sprüche wie „Ein Land wird Restaurant“ können sich nur völlig Entrückte der Werbeindustrie ausdenken.
Sogar Behauptungen wie diese, dass der Frühling in Schweden in vollem Gange sei, verfangen nur bei Blöden. Der Winter ist lang und dunkel. Im Norden ist es ewig düster. Die Monate von Dezember bis März sind kalt. Das gilt auch für den Süden. Zwar gibt es im März hier und da schon laue Lüftchen, doch warm will das ein von der Sonne des europäischen Südens verwöhnter Gastrosof nicht nennen. Und in Schweden schwanken die Temperaturen von Nord nach Süd stark.
Auf jeden Fall ist die Sonnen-Sehnsucht der Schweden und solcher, die es werden wollen, groß und steigt im relativ kurzen Frühling rasant an. Der Hunger auf Wald und Wiese, Land, Fluss und See wächst. Raus aus dem Haus, gerne auch in die Natur.
Werbefuzzis und ihre nicht minder ernstzunehmenden Blödblogger sprechen seit Wochen von davon: „Ein Land wird Restaurant“. Das ist selbstverständlich völliger Humbuk. Vom „größten Gourmetlokal der Welt“ zu sprechen und zu schreiben, das zeugt von einer Kleingeistigkeit, die keine Schamlosigkeit mehr kennt.
Immerhin gibt es unter dieser Witzigkeit ernsthafte Rezepte, die Hinz und Kunz nachkochen können sollen. Sie tragen diese Titel:
- Waldbrühe, pochierter Barsch und gebratene Kräuterbutter
- Frisch geräucherter Saibling mit Pfifferlingen, Wacholderbeeren und Waldsauerklee
- Eichel-Haselnuss-Streusel mit Beerenkompott
- Gegrillter Ostseeschnäpel in grünem Blätterbett
- Sautierte Kräuter in brauner Butter
- Gegrillter Barsch mit Kompott
- Beerenkompott mit geräucherter Butter und süßem Kräutersaft
- Goldene Pfifferlinge mit Bärlauchsamen und Kräutersalat
- Wilde Sommerbeeren mit Kräutern
Diese Rezepte würden laut „Visit Schweden“ von vier schwedischen Spitzenköche namens Titti Qvarnström, Niklas Ekstedt, Jacob Holmström und Anton Bjuhr stammen und sie seinen für Jedermann nachzukochen. Dabei helfe eine Kochanleitung helfe.
„Von Skåne im Süden bis Arjeplog im Norden“ und jetzt auch in „Hedemora Kloster in Dalarna, Gunnebo in Westschweden, Falkenberg in Halland, Storlien in Jämtland, Wallby in Småland und in Lyrestad am Götakanal“ würden laut „Visit Schweden“ Kochstellen angeboten. Diese würden sich wie die Tische „mitten“ bei Mutter Natur befinden.
Weiter im Werbetext von „Visit Schwede“: „Dass zur schwedischen Natur jeder – auch jeder ausländische Besucher – quasi unbegrenzt Zugang hat, das verdanken wir dem sogenannten ‚Jedermannsrecht‘, das in der schwedischen Verfassung verankert ist. Es erlaubt jedem Menschen, sich frei in der Natur zu bewegen, wild zu campen und Beeren und Pilze zu sammeln.“
Ob durch die Initiative ‚Ein Land wird Restaurant‘ aus schwedischen Gourmands mit einem Mahl Gourmets werden, weil Wirre aus der Werbung meinen, aus einem „Grundrecht ein Gourmeterlebnis“ machen zu müssen, jedenfalls auf dem Papier, das glauben nur nette Naivlinge.
Ich werde in Schweden weiter fischen, jagen, Pilze und Beeren sammeln und dann grillen und genießen wie eh und je sowie allem Werbewirrwarr zum Trotz. Und das ist gut so!
Immerhin sind die oben genannten und bekannten Köche welche, mit denen ich mich näher befassen möchte. Am heimischen Herd dieser Herren reserviere ich gerne einen Tisch.