Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Wenn der „Funki“ also der Funkturm im wohligem Westen ganz in Grün erstrahlt – dann haben in den Messehallen darunter Ochsen und Öchsle oder Hafer und Haflinger sowie Produktprinzessinnen samt Prinzgemahlen das Sagen. 2019 vom 18. bis zum 27. Januar. „Mehr als 1.700 Aussteller aus über 60 Ländern präsentieren sich“ so eine Pressemitteilung, „auf der weltweit bedeutendsten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau. Die Messe Berlin erwartet rund 400.000 Fach- und Privatbesucher.“ Partnerland ist diesmal Suomi wie finnige Finnen finden. Über 80 Firmen stellen „ihre Produkte und Dienstleistungen in der Messehalle 10.2 auf 1.600 Quadratmetern zur Schau.“ Der Auftritt vom nördlichsten Agrarland der EU steht unter dem Motto „Aus der Wildnis“. Zwei Lebensmittelgruppen werden in gesonderten Bereichen gezeigt: Fisch – immerhin ist das „Land der tausend Seen“ nicht nur für Flammlachs bekannt – sowie Getreide: bei Hafer ist Finnland eins der größten Produzenten und Exporteure der Welt.
Die Herzen der Deutschen will es „im Sturm erobern. Dafür haben wir mehrere Trümpfe in der Hand“ sagt Juha Marttila, Präsident der landwirtschaftlichen Produzenten und Waldbesitzer und zählt sie auf, von der Reinheit der Natur zu „schmackhafte Speisen und Getränke, kombiniert mit einem Hauch wilder Exotik.“ Na dann, auf zum finnischen Hallentango! Wie wär’s mit Rentierfleischchips oder Moltebeeren, Dinkellakritz… Zu Trinken gibt’s Spirituosen kleiner Destillerien und Biere von mehr als zehn Mikrobrauereien. Passend, das „Bryggeri“ mit der finnischen Nationalmannschaft der Köche fürs leibliche Wohl der Messegäste sorgt. Pilz-Emmer-Risotto mit Fichtennadelspitzen steht da auf der Karte. Auch die Tische, Truhen und Theken der Deutschen will Finnland erobern. Im Jahr 2017 exportierte Finnland insgesamt Güter im Wert von 60,1 Milliarden Euro – davon gingen 14,2 % an Handelspartner Nr. 1 Deutschland (GTAI Report, Mai 2018). Der Exportanteil von Lebensmitteln betrug 2017 etwa 2,2 %, was 1,6 Milliarden Euro entspricht. Davon entfielen nur rund 75 Millionen Euro auf den deutschen Markt, macht Platz 4 in der EU (Finnish Food and Drink Industries’ Federation, ETL, 2018). Das soll sich nach und mit der IGW zum Start einer Exportinitiative bald ändern.
Mit 93 Jahren (stimmt, es ist erst die 84. Ausgabe der Agrarschau) entdeckt die Grüne Woche – jawohl, international kompatibel IGW genannt – nun die Startup-Szene und widmet ihr zwei ganze Tage. 20 von einer achtköpfigen Jury? ausgewählte Gründer stellen am 23. und 24. Januar „in Pitch-Sessions und im Ausstellungsbereich des Professional Centers ihre Geschäftsideen und Produkte vor.“ Microbrands, auf neudeutsch. Zu den so die Pressemitteilung der Messe „unterschiedlichsten Wettbewerbseinrichtungen“ zählen „insektenbasierte Lebensmittel als nachhaltige und schmackhafte Alternative zu Proteinen aus Schlachttierhaltung“, „vegane essbare Eislöffel aus Nahrungsfasern“ … „wie mit Solarenergie gefertigte Halme aus Glas als wiederverwertbare Alternative zu Milliarden von weggeworfenen Plastikstrohhalmen“. Das könnte ja allerlei Besucher der Grünen Woche interessieren – aber das Professional Center ist nicht für Ottonormalverbraucher zugänglich. Jedoch die Halle 22a in der die Lebensmittelwirtschaft in Gestalt von BLL und BVE fragt: „Wie schmeckt die Zukunft?“ und unter anderen Nestlé Deutschland Antworten gibt „rund um den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser“. Da schmeckt der Nektar von NearBees mir persönlich besser, die Honig vom Imker nebenan liefern „direkt in den Briefkasten.“ Oder das weltweit erste alkoholfreie Proteinbier von Joybräu. Und wieso fördert Jacky F. die Jackfrucht?
Infos zu Eintrittspreisen, Öffnungszeiten, Hallen und Ausstellern sowie u. a. Verkehrsverbindungen unter: www.gruenewoche.de