Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Daß Florian Schweigert nicht nur Ernärhungswissenschaftler und Veterinärmediziner ist, sondern Professor für Physiologie und Pathophysiologie der Ernährung an der Universität Potsdam, dann mag mancher aus seinem 159 Seiten umfassenden Buch „Insekten essen“ herauslesen, dennoch leist es sich locker und leicht auch für Anfänger, denn das im Verlag C. H. Beck mit Sitz in München bereits am 16. Juli 2020 erschienende Werk soll eine „Gebrauchsanweisung für ein Nahrungsmittel der Zukunft“ sein, also nicht nur für Eingeweihte, sondern für Anfänger der Summ-summ-summ-Sattmacherei.
Daß die Antwort auf die Ernährungsfragen der Zukunft das Essen von Insekten bedeutet, das sei Schweigert zufolge sicher, denn die Bevölkerung auf diesem Planten explodiert weiter und zwar mächtig gewaltig, während die Flächen für Landwirtschaft nicht mehr werden. Das gilt auch für die Flächen mit Schwarzerde. Die wird auch Steppenschwarzerde genannt, weil sie der vorherrschende Boden im Steppengürtel der Nordhalbkugel ist und zu den weltweit fruchtbarsten Standorten gehört. Regenwaldböden oder tropische Böden hingegen sind wenig wert und nach der Rodung schnell ausgelaugt. Die kann man also vergessen. Dazu gäbe es viel und ganze Bücher zu schreiben, über das Insektensterben gilt das selbe. Nicht nur Gifte und Gülle tötet Insekten, auch die Verarmung der Landschaft im Allgemeinen und die Versiegelung von Böden im Besonderen sowie intensive Forstwirtschaft und Lichtverschmutzung.
Insekten, die es bis in die Küche schaffen, sind auf jeden Fall und in der Regel eine proteinreiche Nahrung und deren Produktion sei laut Schweigert „obendrein umwelt- und klimafreundlich“, aber lesen Sie selbst! Das Buch mit Einleitung und Schlußwort bietet Beiträge über den Wert der Insekten „für Natur und Mensch“, die Welternährung und Honig, Wissenswertes „von A wie Ameise bis Z wie Zikaden“, die laut Schweigert „lauter Leckereien“ seien, die Novel-Food-Verordnung und „die drei großen Pluspunkte der Entomophagie“, die Insektenzucht und den „Markt von morgen“ und die „Risiken des Verzehrs von Insekten“. Richtig gut sind beachtliche Hinweise für „die eigene Mehlwurmzucht“ und eine Hand voll Rezepte, darunter das für „Mehlwurm-Müsliriegel“, in Zutaten und Zubereitung. Ob das lecker schmeckt, das ist bestimmt auch eine Geschmackssache.
Daß Summ-summ-summ-Lebensmittel wie diese in der EU-Bürokratur längst zugelassen sind, das ist wahr und Kennern sowie Kritikern klar. „Der Landeanflug auf die Regale der Supermärkte“ habe „begonnen“, heißt es bei Schweigert. Und auch an dem einen oder anderen heimischen Herd in noch deutschen Landen macht es schon summ, summ, summ.
Bibliographische Angaben
Florian J. Schweigert, Insekten essen, Gebrauchsanweisung für ein Nahrungsmittel der Zukunft, 159 Seiten, mit 10 Abbildungen und zwei Tabellen, Verlag: C. H. Beck, München, 1. Auflage, 16.7.2020, ISBN: 978-3-406-75645-0, Preis: 12,95 EUR (Deutschland), auch als E-Buch, ISBN: 978-3-406-75646-7, erhältlich für 9,49 EUR