Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Iwan Chai ist der nördlichste Tee der Welt und eine Sorte der Firma SakhaTea (Eigenschreibung englisch).
Chai?
Chai ist von Deutschland bis Indien als Wort für Tee bekannt. Selbst in China, wo auch Tee wächst, heißt Tee noch „Chá“ (sprich: Tscha). In Deutschland ist Chai ein Synonym für Yogi-Tee, eine Gewürzmischung mit Kardamom, die lange geköchelt wird und dann meist mit Milch serviert. Etwas weiter östlich, in Polen, heißt Tee zwar „Herbata“, doch im Teepott „Cainik“ oder „Chainik“ findet sich der „Tschai“ wieder. Polen gehörte von nicht langer Zeit zu Russland, wo Tee selbstverständlich „Tschai“ heißt, geschrieben mit drei kyrillischen Buchstaben; auch der Tschainik ist dort bekannt. Ursprung ist Indien, nicht umsonst gilt Tee aus Darjeeling im milden Klima an den Südhängen des Himalaja bei manchen als bester der Welt. Der nördlichste Tee der Welt hingegen stammt aus Chinas Nachbarland im Norden, aus dem größten Land der Welt, Russland. Genauer aus der größten autonomen Region des Landes, der Republik Sacha (englisch Sakha), besser als Jakutien bekannt.
Jakutien, Herkunftsregion von Iwan Chai und Sakha Tea
Jakuten sprechen eine Turksprache und haben ihre eigene Religion. Die dünnbesiedelte Republik beherbergt eine Million Einwohner auf einer Fläche, die vielfach so groß wie Deutschland oder Japan ist. Es sind nur wenige Menschen. Sie halten 50 Grad minus im Winter und 40 Grad Celsius plus im Sommer aus. Der drittlängste Strom der Welt, die Lena, fließt hier, aus dem Baikal kommend, ins Nordmeer.
Ivan Chai, der nördlichste Tee der Welt
Iwan Chai oder Ivan Chai machte man zu Zarenzeiten, als Schwarztee nicht so verbreitet war. Viele sammeln heute die Blätter der wildwachsenden Pflanze in oder neben ihrem Schrebergarten. Das schmalblättrige Weidenröschen ist mindestens einen halben Meter hoch, in Jakutien, auch Yakutien geschrieben, etwa 80-85 Zentimeter, in Mittelrussland bis zu 2 Meter hoch.
Das Schmalblättrige Weidenröschen heißt Chamaenerion und wurde 1753 von Carl von Linné erstmals veröffentlicht unter dem Namen Epilobium angustifolium.
Der nördlichste Tee der Welt: Erhältlich in Jakutien, Russland …
Kaufen kann man den Tee zurzeit nur im Herstellungsland in 82 Städten. In St. Petersburg kostet ein Kilogramm 6800 Rubel. Auf der Grünen Woche Berlin erfuhren wir, das ein japanischer Teehändler, der Luxusteesorten einkauft, quasi die gesamte Ernte 2020 gebucht oder gekauft hat, die im Sommer eingesammelt werden wird. Es handelte sich um den ersten Export nach Japan. Das fernöstliche Land gilt als schwieriger Markt.
… und bald in Japan, aber nicht online im Internet!
In der Bundesrepublik Deutschland ist der Tee nicht erhältlich. Einen Onlineshop gibt es auch nicht. Man kann sich zwar unter @sakhatea oder unter der E-Mail-Adresse taptal@yandex.ru über das Erzeugnis informieren, erwerben kann man es nicht.
Seltene und einzige Gelegenheit in der Bundesrepublik: Die Internationale Grüne Woche Berlin
Die einzige Möglichkeit, den Tee, den es in verschiedenen Sorten mit Cranberryblättern, Hagebutte und anderem gibt, in Deutschland zu kaufen oder zu probieren, bestand zuletzt im Januar 2020 auf der Internationalen Grünen Woche Berlin. Eine winzige Menge des seltenen, teuren Tees kostete einen zweistelligen Betrag.
Bei einem Wettbewerb des Teeverbandes gewann Ivan Chai oder Ivan Tea unter 44 Sorten den 1. Preis; es handelt sich also nachweislich um ausgezeichneten Tee.
Ein Becherchen war gratis. Grüne Woche Berlin sei Dank. Auch für die Einkaufsgelegenheit (Shopping Chance).
Und da sage noch mal einer, Messen seien im digitalen Zeitalter überholt. Die Messe Berlin wird gebraucht.
Grüne Woche verpasst? Abwarten und (anderen) Tee trinken. Wenn die Japaner von der diesjährigen Ernte im Jahr der Ratte etwas übriglassen, gibt es vielleicht 2021 in deutschen Landen wenigstens die Möglichkeit, das gesunde Getränk zu kosten.
Trinken ist wichtig. Tee ist gesund, grüner besonders. Prost!
Anmerkung:
Vorstehender Artikel von Andreas Hagemoser wurde unter dem Titel „Der nördlichste Tee der Welt ist aus Jakutien: Sakha Chai. Grüne Woche.“ im Magazin KULTUREXPRESSO am 27.1.2020 erstveröffentlicht.