Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Zum Schluss grüßt die Königin von Saba. Nein, es ist keine bildhübsche Seiltänzerin oder Trapezkünstlerin. Auch nicht eine geheimnisvolle Bauchtänzerin oder Sängerin. Sondern das Dessert. Genau genommen ein kleiner Kuchen. Dunkelbraun, sehr schokoladig, nicht zu süß. So sagenhaft wie die biblische Namensgeberin, schon dank des köstlichen Zimtaromas, das sich zur Schokolade entfaltet. Und zugleich auf die nahende Weihnachtszeit hinweist.
Seine Majestät begleitet ein ansehnlicher Hofstaat. Nämlich eingelegte Kirschen und Stracciatella-Eis. Fruchtig, knackig-schokoladig und ebenfalls gar nicht zuckrig. Ein wahrlich königlicher Abschluss eines fürstlichen Abends. Im Palazzo, in Berlin.
Erneut haben die Gastgeber, die beiden Top-Gastronomen Hans-Peter Wodarz und Kolja Kleeberg, in das Spiegelzelt nahe dem Bahnhof Zoo eingeladen. Mit „Eskapaden“, dem aktuellen Show-Programm, läuft der Palazzo Berlin nach längerer Covid-Zwangspause zu neuer Höchstform auf. Kulinarisch wie artistisch.
So zeigt Bertan Canbaldek eine mitreißende Bouncing-Jonglage. Schnell und geschickt wirbelt er mit Bällen. Wirft sie in die Luft, lässt sie aber auch reichlich Boden-Kontakt haben. Und ist dabei stets blendend gelaunt. Bei Ilya Kotenyov und Mikhail Murzalimov hingegen wirbeln die Körper. Die beiden aus Kasachstan stammenden Artisten sind wahre Meister des Schleuderbretts. Springen fast bis zur Zeltdecke, drehen sich dabei um die eigene Achse, schlagen Salti in luftiger Höhe. Dort fühlen sich anscheinend Lena Ries und das Duo Waz O wie zuhause. Erstere verbiegt sich am Luftring, letztere verrenken sich am Trapez.
Für handfestes Staunen und reichlich Nervenkitzel sorgt auch Vladimir. Der Gleichgewichts-Jongleur bewegt sich mit seinem Balance-Akt auf äußerst wackeligem Boden. Ebenfalls an die Grenzen des Körpers stößt Niamh O’Reilly. Auf zwei Balancierstützen setzt sich die Kontorsionistin scheinbar mühelos über die Grenzen der Physik hinweg. Zur perfekten Körperbeherrschung gesellt sich eine herausragende Stimme. Mit Liedern begleitet die Irin das Publikum durch den Abend. Und mit ihrem sehr speziellen Humor blödeln sich Mooky und Gregor Schaller durch das Programm.
Höchstleistungen zeigen nicht nur die Artisten. Kolja Kleeberg und sein Team haben mit ihrem Vier-Gang-Menü wahre Wunder vollbracht. Die Ente als Hauptgang ist dabei ein Muss, altbewährt und doch immer wieder neu interpretiert. Dieses Mal als confierte Keule, mit eingelegter Zitrone. Herrlich knusprig die Haut, zart das Fleisch. Originell wie köstlich die Beilagen, Spinat und rote Zwiebelcreme. Es muss ja nicht immer Rotkohl sein. Ente wird derzeit in vielen Lokalen angeboten, aber nur selten in so einer herausragenden Qualität wie im Palazzo.
Ebenso gelungen die Vorspeise. Thunfisch-Tartar mit Zitronen-Kräuter-Sauce, Avocado-Olivensalat & Minz-Taboulé. Diverse mediterrane Einflüsse auf einem einzigen Teller. Eine gelungene Kombination, kreativ und harmonisch zugleich. Zudem angenehm leicht und sehr erfrischend.
Dass Kolja Kleeberg sich von den diversen Kulturen und Küchen der Hauptstadt gerne inspirieren lässt, beweist auch der Zwischengang. Hier trifft Indien auf den Nahen Osten. Ein Klassiker des Subkontinents, Tomaten-Linsen-Curry, paart sich mit Kichererbsen-Bällchen, gemeinhin als Falafel bekannt. Das Ganze fantastisch gewürzt, mit einer leichten Schärfe, und mit knusprigen Cashew-Nüssen garniert.
Dazu der passende Wein? Kein Problem, die Getränkekarte, sie enthält unter anderem auch Biere vom Fass und diverse Softdrinks, bietet gleich mehrere Optionen. Wer etwa fruchtige und nicht allzu trockene Rotweine schätzt, wird schnell fündig. Etwa mit dem Montepulciano d`Abruzzo „Montenevoso“ von 2021, vom Weingut Cantina Galasso aus den Abruzzen in Italien. Samtig, weich, eher arm an Tanninen, mit einem Aroma von Kirschen und diversen Beeren.
Lieber einen Rosé? Da ist der „Fleur de D‘ Artagnan“ von 2021 eine gute Wahl. Er stammt von Weingut „Plaimont Frères“ aus der Gascogne in Frankreich. Ein angenehm leichter Tropfen, mit einer Note von Brombeere , schwarzer Johannisbeere , Vanille , Minze, Melisse und Eukalyptus.
Freundliche und aufmerksame Mitarbeiter bringen das Gewünschte zügig zu den Tischen. Das bedeutet Laufen, Laufen, Laufen. Gut 14 Kilometer legt jeder täglich zurück. Am Ziel sind die Gerichte immer noch so heiß, als kämen sie gerade direkt aus Topf oder Pfanne. Es ist eine organisatorische und logistische Meisterleistung, was Küche und Service da vollbringen, hinter wie vor den Kulissen.
Insgesamt sorgen rund 80 Mitarbeiter und Künstler aus allen möglichen Ländern während der Saison täglich für einen reibungslosen Ablauf im Palazzo. Die Gäste danken allen mit reichlich Applaus. „Ein Kindergeburtstag für Erwachsene“, nennt Hans-Peter Wodarz an diesem Abend seine Show. Eine tolle Feier, die man in guter Erinnerung behält. Mit wunderschönen Geschenken wie der Königin von Saba.
Anmerkung:
Mehr Informationen auf der Heimatseite palazzo.org im Weltnetz.