Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Die Stulle gilt ja gemeinhin eher als banaler Sattmacher, aber im „Irma La Douce“ schafft sie es mühelos in die Liga der Delikatessen – sie ist mit köstlichem Rindertartar belegt. Dazu darf man dann auch getrost Austern servieren, und zwar hochwertige Gillardeau-Austern von der französischen Atlantikküste. Auf der Schale ist ein „G“ vermerkt. Ein spezielle Laser-Gravur zum Schutz vor Fälschungen, schließlich gilt die Familie Gillardeau als der Rolls-Royce-Hersteller unter den Züchtern. Und wenn schon so festlich, warum nicht auch noch ein Champagner, Deutz, Brut Classic? Sehr prickelnd, sehr trocken, sehr hefebetont. „Umwerfend frischer Charme, getragen von einem dichten und sinnlichen Schaum“, versichert ein Weinhandel auf seiner Website. Trefflicher kann man es wohl kaum beschreiben.
Das Ambiente muss sich hinter diesen Köstlichkeiten nicht verstecken. Hohe Wände, Spiegel, dunkles Holz und der gewaltige Weinschrank am Ende des Raums verbreiten Pariser Brasserie-Atmosphäre. Das Entrecote mit Pommes, Salat samt der obligatorischen Sauce Béarnaise ist hier dennoch kein Thema, wie Mitinhaber Jonathan Kartenberg versichert. Man bevorzuge eine eher experimentelle Küche. Der Betreiber des „Eins 44“ hat nun mit seinem neuen Lokal den Sprung in die Potsdamer Straße gewagt. Eine etwas „verruchte Vergnügungsmeile“ mit Varieté und Damen des leichten Gewerbes gleich um die Ecke, erklärt er. Darum habe man auch den Namen „Irma La Douce“ gewählt. Die berühmte Filmkomödie von Billy Wilder ist längst ein Klassiker und Irma-Darstellerin Shirley MacLaine lächelt von einem großen Schwarz-Weiß-Foto frivol auf die Gäste herab.
Weiter geht es mit Makrele mit Selleriepüree und Bete, über die etwas Früchtetee gegossen wird. Ein interessantes Spiel zwischen Rauch, Schärfe, Erdigkeit und Frucht. Genauso spannend der nächste Gang. Zwei Variationen der Schwarzwurzel, glasiert und pochiert, Pinienkerne, Birnenessig und Trüffel. Dazu eine Hefesoße, ähnlich einer Sauce Hollandaise, nur viel aromatischer. Überhaupt, Soßen spielen in diesem Lokal eine wichtige Rolle, so Küchenchef Michael Schulz. Nach diesem bekömmlichen Gang nun das erste Fleischgericht, ein rosig-saftiges Stück Reh mit Kürbis. Und Churros. Eine interessante Beilage, wird doch das iberische Fettgebäck gerne mit Schokosoße verzehrt. Doch das eigentliche Dessert kommt erst danach, Savarin mit Mango, Kamille und Honig. Eher fruchtig als süß.
Die Weine können sich ebenfalls sehen lassen. Etwa der „Domaine Lécheneaut, Chambolle Musigny, Premier Cru“, ein würziger Roter aus Burgund mit dem Aroma von roten Beeren. Frankreich ist das große Thema der Weinkarte, Sommelier Sascha Hammer unternimmt gerne eine „Tour de France“, wie er erklärt. Mit Abstechern nach Deutschland, Italien oder Spanien. Alles in allem ein vielversprechender Start für das neue Lokal. Auch Irma wäre bestimmt zufrieden gewesen.
Fotoreportage
Mehr Bilder zum Beitrag in der Fotoreportage: Festlich speisen und kulinarisch nach Frankreich reisen im neuen Berliner Restaurant „Irma la Douce“ von Fritz Hermann Köser.
Irma La Douce
Adresse: Potsdamer Str. 102, 10785 Berlin, Deutschland
Kontakt: irma@irmaladouce.de
Heimatseite im Weltnetz: https://irmaladouce.de