Berlin, Deutschland (Gastrosofie). „Backe, backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen. Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen, Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl!“ Und was kommt dann? Richtig: „Schieb, schieb in’n Ofen ’nein.“
Ist das bei Laurel Kratochvila, die in Berlin die Bäckerei Fine Bagels, die auf jüdische Backwaren spezialisiert ist, betreibt, etwa anders? Nun, die gebürtige VS-Amerikanerin eröffnete 2013 Fine Bagels in Berlin. Seitdem wird in der Warschauer Straße in Friedrichshain gerollt, gekocht und gebacken und zwar Bagels, die man so und nicht anders auch im Epizentrum des Yankee-Imperialismus und also in New York City kaufen könnte. Kratochvila scheint zu meinen, daß es ihre „Mission“ sei, „wunderbare Bagels und die leckeren Leckereien der jüdisch-amerikanischen Bäckerei herzustellen und unsere Essenstraditionen und unser Erbe in dieser neuen alten Welt zu bewahren. Wir backen, weil es kein Privileg ist, jeden Morgen einen heißen Bagel und Schmear zu essen, sondern ein Geburtsrecht.“ Schmear ist Schmier und also das, was drauf kommt.
Nicht nur Bagel backen sollte die Fine-Bagels-Betreiberin können, den sie erhielt in Frankreich eine klassische Bäckerausbildung. Der Prestel-Verlag im Konzern Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, in dem kürzlich das 272 Seiten umfassende Buch „Neues Backen“ von Laurel Kratochvila erschient, teilt mit, daß die Autorin „außerdem als kulinarische Beraterin und Food-Stylistin tätig“ sei und „Vorträge über ihr Spezialgebiet jüdische Esskultur“ halte.
Angeblich würde Kratochvilla laut Verlag, dessen Lohnarbeiter sich in übelstem Geschlechtergeschmiere ergehen, „die besten Backrezepte aus allen Ecken Europas, von Sauerteigbroten, Baguettes und Brezeln über Brioches, Croissants und Plunderstücke hin zu Tartes, Kuchen und feinen Plätzchen“ in ihrem Werk versammeln. Keine Frage, 99 Rezepte sind dabei und allerlei sind gut. Gut ist zudem, daß die Autorin Grundrezepte und die Verarbeitungs-Methoden für verschiedene Teigarten Schritt für Schritt mit Bildern erklären. Mit anderen Worten: Das Buch ist für Anfänger, nicht für Fortgeschrittene.
Daß Kratochvilla obendrein noch elf Bäcker vorstellt, das ist nett, hat aber in einem Backbuch nichts zu suchen, es sei denn, man möchte das Druck-Erzeugnis als Blätter- und Lesebuch sowie für die Zurschaustellung. Alle anderen singen: Backe, backe Bagels.
Und probieren das Bagels-Backen wenigstens!
Bibliographische Angaben
Laurel Kratochvila, Neues Backen, 99 Rezepte aus ganz Europa, von Roggenbrot bis Rugelach, 272 Seiten, 290 farbige Abbildungen, Bindung: fester Einband, Pappband, Formal: 19,0 x 26,0 cm, Verlag: Preste im Konzern Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, 1. Auflage, 14.9.2022, ISBN: 978-3-7913-8838-0, Preise: 32 EUR (Deutschland), 32,90 EUR (Österreich), 43,90 SFr