Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Monika van den Bos Verma, Linda de Vreede, Thom Achterbosch und Martine M. Rutten berichten in dem Journals „Plos one“ (12.2.2020) unter der Überschrift „Consumers discard a lot more food than widely believed: Estimates of global food waste using an energy gap approach and affluence elasticity of food waste“ über Wohlstandsmüll, Lebensmittelverschwendung beziehungsweise Lebensmittel als Müll.
Die Autoren legen dar, dass ihre Forschungsergebnisse zeigen würden, dass die am häufigsten zitierte globale Schätzung zur Lebensmittelverschwendung um einen Faktor von mehr als 2 unterschätzt wird (214 Kcal pro Person am Tag gegenüber 527 Kcal pro Person am Tag). Das ist – gelinde gesagt – krass.
Doppelt so viele Lebensmittel werden verschwendet und zwar vor allem in Nordamerika und in Westeuropa. Mit anderen Worten: Je mehr Moos auf dem Konto und in der Kasse umso mehr Lebensmittel im Müll.
Im „Spiegel“ (13.2.2020) heißt es dazu unter dem Titel „Weltweite Analyse – Deutschland belegt Platz neun bei der Lebensmittelverschwendung“, dass die Studie nicht verrate, „inwiefern es innerhalb einzelner Länder Unterschiede im Umgang mit Lebensmitteln zwischen armen und reichen Haushalten“ gebe. Außerdem wird Matin Qaim von der Universität Göttingen zitiert: „In den USA werden tendenziell mehr Lebensmittel weggeworfen als in vielen anderen Ländern mit vergleichbarem Einkommen.“ Daher „sollten die globalen Schätzungen vorsichtig interpretiert werden. Auch wichtige Einflussgrößen wie Bildung, Umweltbewusstsein und kulturelle Faktoren würden nicht berücksichtigt.“
Auch wenn die Studie den Zusammenhang von Wohlstand und Verschwendung nach Ansicht von Kennern und Kritikern „überschätze“, überzeichne, überinterpretiere, dürften die Daten der Forscher aus den Niederlanden näher an der Wirklichkeit sein als die Schätzung, welche die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen 2005 herausgab und auf die sich immer noch die meisten Menschen – offensichtlich zu Unrecht – berufen.