Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Dem Druck der Amerikanisierung mit der Macht und Herrschaft des Kulturimperialismus der Vereinigten Staaten von Amerika halten weder Eltern noch Kinder in deutschen Landen stand. Mit der feindlichen Übernahme der DDR und dem Ausverkauf des Volkseigentums insbesondere an die Bourgeoisie der Bundesrepublik Deutschland hielt Halloween Einzug in die neuen Bundesländer.
Besonders in Berlin und im Spreewald, wo die Köpfe so hohl sind wie reife Kürbisse, greift das Spektakel namens Halloween um sich und ist längst zur Ware geworden. Nichts gegen einen klasse Kürbis wie Butternuss und Hokkaido, Patisson und Patidou, Bischofsmütze und Muskat, Gelber und Roter Zentner und so weiter den klasse Köche auf alle erdenklichen Arten zubereiten können, beispielsweise als Bratling, als Suppe, als Auflauf oder Gratin, als Knödel, als Püree, als Kompott, als Zutat für Pizza und Pasta, fürs Risotto und so fort.
Süßes, sonst gibt`s Saures
Was an der Tür, wenn Kinder klingeln, erklingt, mit Süßes oder Saures eine Forderung und eine Drohung, nämlich Süßen haben zu wollen, und wenn man es nicht bekomme, Saures geben zu werden, ist Betteln für Bürgerkinder, die, wenn sie nicht befriedigt werden, Böses tun und gruselig zu sein gedenken. Betteln und Böses tun, das ist typisch für die Vereinigten Staaten, während ein vor die Hunde gehender Brauch in deutschen Landen beispielsweise das Martinisingen ist. Kinder ziehen von Haus zu Haus und singen, ohne zu betteln. Sie schenken Freude und werden mit Gebäck, Früchten oder Süßigkeiten beschenkt. Das ist wenigstens ein Geben und Nehmen und kein Raubzug.
Doch weg von gering geistreichen Streichen, Ruhestörungen und Belästigungen an Halloween, das eine Art Unruhnachtcharakter darstellt, wobei die Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November nicht annähernd der im mitteleuropäischen Brauchtum üblichen Walpurgisnacht gleichkommt, und zurück zum Koch- und Backbuch von Tom Grimm, das „50 Rezepte für die gruseligste Nacht des Jahres“ auf 128 Seiten bietet.
Die Speisen sind überzuckert und verfettet und also ungesund, aber egal, solange sie für große und kleine Kürbisköpfe geil aussehen und schaurig-schräg genannt werden. Wie wäre es mit „Wurstmumien“ und also einer Mischung aus Fett und zu oft verdorbenem Fleisch, das fingerdick in Nudelform eine Dusche aus Kohlendioxid und Stickstoff bekommt, um anschließend in Weißmehl eingewickelt zu werden zubereitet toll mit Trockenhefe und einer Gemengelage aus Senf, Ketchup und Mayonnaise und Käse dazu? Wenn das nicht schön scheiße ist, was dann? „Würger-Burger“, „Pizza Kotza Monstra“ oder „Spaghetti à la Borgia“?
Richtig, das ist alles nichts für Besseresser, das ist alles weder Haute Cuisine noch Nouvelle Cuisine. Das ist noch nicht einmal Cuisine. Das ist so schlecht wie Halloween, aber einmal im Jahr kommt das bestimmt gut.
„Halloween“ ist das Koch- und Backbuch von Tom Grimm mit 50 Rezepten, bei denen sich Gourmets und Gourmands gruseln. Garantiert!
Bibliographische Angaben
Tom Grimm, Halloween, Das Koch- und Backbuch, 50 Rezepte für die gruseligste Nacht des Jahres, 128 Seiten, Gewicht: 491 g, Verlag: Riva, 1. Auflage, München September 2018, ISBN: 978-3-7423-0628-9, Ladenpreise: 9,99 EUR (D), 10,30 EUR (A)