Berlin, Deutschland (Gastrosofie). „Egal wie viel Curry du isst, Freddy ist Mercury“, las ich gerade im Weltnetz, obwohl ich mehr über das Weltgewürz Curry als über den Weltmusiker Mercury wissen wollte, aber ich war nicht in a hurry, also nicht in Eile und surfte so vor mich hin.
Zwar leitet sich der Begriff Curry vom gleichnamigen Pulver ab, doch die Gerichte, die gemeint sind, wirken so verschieden wie die Currypulver, die oft aus Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel, schwarzem Pfeffer und Bockshornklee bestehen. Oft sind auch Ingwer, Knoblauch, Asant oder Asafoetida, Fenchel, Zimt, Nelke, gründer und schwarzer Kardamom, Senfkörner, Muskatnuss, Muskatblüte, Paprika, Cayennepfeffer, Langer Pfeffer und Chili mittenmang dabei.
Currypulver kennt scheinbar keine Regeln und das könnte auch für die vielen Currys aus Indien beziehungsweise Thailand gelten, wenn man es nicht besser wüsste.
Jody Vasallo gibt in ihrem 160 Seiten dicken und hochformatigen Buch mit dem Titel „Currys & Currys“ 90 angeblich „geniale“ und bunt bebilderte Rezepte mit Zutaten und Zubereitung für 19,90 Euro im Christian-Verlag preis und ein wenig über sich. Die Frau formuliert in ihrer Einführung, dass sie „seit zwanzig Jahren … Thailand“ bereiste und „die Küche dieses Landes“ liebe. Nun ja, man liebt seinen Mann oder seien Frau, aber gleich die Küche eines ganzes Landes? Immerhin erfährt der geneigte Leser, dass nicht nur indische Currys in ihrem Werk vorkommen, sondern auch thailändische.
Gegliedert sind die Rezepte und somit das Kochbuch klassisch nach „Huhn und Ente“, „Lamm, Schwein und Rind“, „Fisch und Meeresfrüchte“ sowie „Gemüse“. Man mag sich streiten, ob Muscheln mit Chili und Zitronengras oder Fischfilet aus dem Backofen nun zu den Currys gezählt werden darf, auch bei dem einen oder anderen Gericht darf man nicht genau, korrekt oder kleinlich sein, aber Curry Kerala mit Muscheln und Kalmaren passen wie pikante Curry-Ente mit fruchtigen Ananas oder Hähnchencurry mit Mango und Kokosmilch auf die Seiten, dessen Inhalt hier und da so verkorkst ist wie der Buchtitel. Sätze wie „Dieses Gericht ähnelt meines Erachtens mehr einem Ragout als einem Curry“ tragen nicht zu Besserung bei.
Die Gerichte wurden von Deirdre Rooney fotografiert und geben ganzseitig einen ersten Eindruck von vielen dargebotenen Gerichten, die laut Vasallo eine Symphonie aus Farben und Aromen seine, aber durchaus auch wie ein Sammelsurium wirken und wie Matschepampe nach dem Pol-Pott-Motto aussehen. Wer`s mag…
Am Ende des Kochbuches teilt die Ich-Erzählerin ihr Halbwissen nice über Currypasten, Würzzutaten und Reis mit, doch das auf die Weiser von Blödbloggern und Beeinflussern. Vassallo mag Hummeln im Hintern und Hirn haben, als umtriebig und geschäftstüchtig gelten und in mancher Küche einen Kochlöffel schwingen, aber bereits beim oberflächlichen ersten Lesen dieses inhaltlich dürftigen Buches müssten Kennern am heimischen Herd Zweifel kommen. Was als Geschenk für den Gabentisch gut sein mag, das ist für die Küche von Könnern mangelhaft.
Vielleicht sollte Vasallo künftig was mit Mercury machen, dessen Werk auch von vielen gefleddert wird, oder besser nicht.
Bibliographische Angaben
Jody Vasallo, Currys & Currys, 90 geniale Rezepte, 160 Seiten, ca. 120 Abbildungen, Fotografie: Deirdre Rooney, Format: 17,7 x 28,5 cm, Klappenbroschur mit Fadenheftung, Verlag: Christian, München, 2019, ISBN: 978-3-95961-266-1,Preis: 19,99 EUR (D)