Suno, Provinz Novara, Region Piemont, Italien (Gastrosofie). Mehr und mehr Weingüter auch in der Provinz Novara, piemontesisch Noara, lombardisch Nuara geschrieben, setzen verstärkt auf Klasse statt Masse. Doch auch wenn die Qualität der Weine gesteiert wird, reicht die Quantität aus, um im Weinberg arbeiten und auf dem Hof leben zu können. Viel Arbeit dürfte schon Alessandro Brigatti, der Großvater von Francesco Brigatti, dem heutigen Eigentümer des Weingutes, gehabt haben, als er sich in den frühen 1900er Jahren entschloß, einige Rebstöcke zu pflanzen und nicht nur Getreide.

Ein Blick über den Rotkehlchenhügel bei Suno in der Provinz Novara auf die Alpen. © Azienda Agricola Francesco Brigatti, BU: Stefan Pribnow

Der Weinberg

Für guten Wein braucht es einen guten Weinberg. Einen sanft geschwungenen, nach Süden ausgerichteten Hügel mit einem lehmhaltigen Boden habe der Großvater gefunden, meint Franscesco und scherzt: „Das war Liebe auf den ersten Blick.“

Ein Bauer ist ein Bauer und versteht etwas von Böden. Den Anbau von Nebbiolo, Vespolina und Uva Rara, drei typische Rebosrten der Colline Novaresi, lernte er. Die Weine wurden in der Regel verschnitten und nach dem Weinberg benannten, wo die Reben stehen und die Trauben wachsen und gedeihten. Die Reben von Brigatti stehen auf dem Rotkehlchenhügel, italienisch Mötziflon genannten. Möt steht für Hügel und Ziflon für Rotkehlchen.

Francesco Brigatti im Weinkeller in Suno. © Azienda Agricola Francesco Brigatti, BU: Stefan Pribnow

Der Weinkeller

Zu Großvaters Zeiten wurde der Mötziflon auch von anderen Winzern in kleinen Holzfässern mit einem Fassungsvermögen von sieben Brente verkauft, wobei Brenta eine alte Maßeinheit ist, die 50 Litern entspricht. Noch heute stehen Holzfässer, alte und neue Eichenfässer, genauer: slawonische und französische Eichenfässer, im Weinkeller, aber auch Behälter aus Zement und Stahl. Im ältesten Keller kommt Nebbiolo für eine lange Mazeration in die Zementbehälter. Der Keller für die Rotweine in den Eichenfässern, die ein Fassungsvermögen von 1 500 Litern oder 3 000 Litern verfügen, liegt sechs Meter unter der Erde. Das paßt. Dort unten sind Luftfeuchtigkeit und Temperatur stabil und zwar das ganze Jahr über. Dieser Keller schaut erwartungsgemäß schöner aus als der mit dem Beton- und den industriellen Stahlbehältern.

In diesen steckte auch Luciano, der Sohn von Alessandro und Vater von Francesco sein Geld. Der konnte darüber erstens bestens Buch führen, denn er war gelernte Buchhalter, und erweiterte zweitens den Weinberg und brachte drittens durch die „grüne Weinlese“ eine höhere Qualität dank Selektion der Trauben. Francesco hingegen ist wie der Großvater gelernter Bauer, auch Agronom genannt. Allerdings packte er noch etwas drauf. Er ist gelernter Önologe. Als solcher übernahm er 1995 das Weingut Brigatti. Er führte die Kriterien des integrierten Pflanzenschutzes ein und bewirtschaftes 15 Hektar. Die Produktion liegt jährlich bei rund 30 000 Flaschen.

Die Weine

Darunter sind mit dem Mottobello ein Weißwein und sechs Rotweine: Selvalunga, Campazzi, Maria, Mötfrei, Mötziflon (MötZiflon geschrieben) und Ghemme. Der Mötziflon vom Rotkehlchenhügel ist eine Roter Colline Novaresi D.O.C. Nebbiolo. Nun, 85 Prozent Nebbiolo stecken darin sowie 10 Prozent Vespolina und 5 Prozent Uva Rara und also (siehe oben) jede Menge Tradition. Siehe? Ich sehe ein mittleres Rubinrot, meine Sitznachbarn sinnieren darüber. Ausgebaut wurde er über zwanzig Monate im slawonischen Eichenfässern, so daß er Struktur hat und komplexer ist. Ich würde sogar von Eleganz sprechen, denn die Tannine munden milde. Dabei rieche ich nicht nur rote Beeren, sondern Lakritze von Harry Ritter aus Bonn. Siehst du wohl! Der Uva Rara sorgt für die nötige und nicht zu viele Säure. Mit dem Vespolina wagt der Winzer würzige Noten. Gewagt, gekonnt, gewonnen!

Unbedingt sollte der Mötziflon mit einer Temperatur um 19° Celsius serviert werden und zuvor ausreichend geatmet haben.

Das gilt auch für den Oltre il Bosco, Ghemme D.O.C.G. Die Reben stehen auf Fluß- und Schwemmland, das reich an Lehm ist. Der Olte il Bosco ist ein Waldstück mit Wein zwischen Suno und Ghemme gelegen. Nebbiolo-Trauben wachsen dort auf 1,25 Hektar eines Hügels mit Ausrichtung nach Süden. Dieser Wein wirkt im Kellerlicht Rubinrot, liegt intensiv in meiner Nase, aber auch elegant. Vor mir fahren rote Früchte auf. Und siehe da: So schmeckt er auch, allerdings würziger mit Noten von Veilchen. Bei 19° Celsius schmeckt er gut zum lange gereiften Käse und den delikaten Wurstwaren, die aufgetischt wurden.

Azienda Agricola Francesco Brigatti

Adresse: Via Olmi, 31, 28019 Suno NO, Italien

Kontakt: Telefon: +39032285037, E-Brief: info@vinibrigatti.com

Heimatseite: vinibrigatti.it

Anmerkung:

Die Recherche wurde von Visit Piemonte unterstützt.

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