Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Vor denjenigen, die ein Thema an der Wurzel packen und dabei noch über Wurzelgemüse schreiben, muß man den Hut ziehen, denn das, was in der Erde steckt, ist oft nur dann ein Buch wert, wenn es teuer ist wie Trüffel oder komisch wie Kartoffeln.
Rote Bette und Bunte Beete, Fenchel, Mairübe, Topinambur, Kartoffel, Süßkartoffel, Karone, Kohlrabi, Rettich, Radieschen, Schwarzwurzel, Steckrübe, Knollensellerie, Petersilienwurzel, Pastinake und Zwiebel widmen Kathrin Salzwedel und Ramin Madani gleich ein ganzes Buch mit 232 Seiten, von denen zahlreiche bebildert sind. Der Titel des Werkes aus dem Jan-Thorbecke-Verlag ist mit „Wurzelgemüse“ eingängig und mit dem Untertitel „Vegane und vegetarische Rezepte für kalte Tage“ auf den Punkt gebracht.
Denn „wenn die Tage wieder kälter werden“ (freue sich, wer’s kennt), dann bereichert Wurzelgemüse manche Küche. Doch neben der Mairübe darf es auch die Mohrrübe sein und neben Zwiebel auch Zuckerwurz. Auch eine gewöhnliche und fürderhin auch gemeine Nachtkerze hätte ins rechte Licht gerückt werden können.
Doch die Wir-Erzähler rücken sich lieber dorthin und teilen unter anderem mit, wo sie gerne spazieren und worauf sie dabei gerne achten. Und so weiter und so fort.
Die Rezepte muten auf den ersten Blick in Zutaten und Zubereitung für Blödblogger ausreichend an. Die bunten Fotografien, je eine pro Speise und auf scheinbar schöne zeitgemäße Werbenutten-Weise abfotografiert, dominieren das Werk. Wohl wahr, Werbenutten-Knipserei darf man nicht mit Fotojournalismus oder Pressefotografie verwechseln. Letzte müssen das Echte, das Wahre, das Authentische zeigen und zwar so, wie es wirklich ist. Die Authentizität ist das A und O.
Wer Kapitalgesellschaftern der Lebensmittel- beziehungsweise Ernährungsindustrie mit ihren mächtig gewaltigen Töpfen voll Scheiße seine Partner nennt, was ist von dem zu erwarten?
Doch wer beim Blättern hier und da reinliest, der kommt nicht umhin, als Kenner und Kritiker die eine oder andere Mahlzeit mehr oder weniger fade zu finden. Nicht nur dem Bourguignon und also Burgunderwein fehlt erstens das Boeuf und zweitens sind der Wein und zwar der richtige. 200 ml „Rotwein“ (sic!“) sind ein Witz. Zu einem Pilz-Bourguignon schlicht „Rotwein“ zu notieren, das ist zudem eine Frechheit.
Und schon mag man nicht mehr weiterlesen.
Die Gesinnung mit ohne Fleisch sowie Augenmerkt auf regionale Zutaten scheint zu stimmen, vor allem dann, wenn scheinbar „fast vergessene Gemüsesorten“ aus dem Hut und an den Herd gezaubert werden. Das ist doch wenigstens was in diesem Wurzbuch!
Bibliographische Angaben
Kathrin Salzwedel, Ramin Madani, Wurzelgemüse, Vegane und vegetarische Rezepte für kalte Tage, 232 Seiten, zahlreiche Fotografien, fester Einband, Format: 19 x 26 cm, Verlag: Jan-Thorbecke-Verlag in der Verlagsgruppe Patmos, Ostfildern, 1. Auflage, 23.8.2021, ISBN:978-3-7995-1523-8, Preis: 28 EUR (Deutschland), 28,80 EUR (Österreich).