Berlin, Deutschland (Gastrosofie). Christian Henze, in Kombination Koch und Allgäuer, präsentiert die angeblich „besten Rezepte meiner Heimat“, also seiner. Dabei ist sein „Mein Allgäu-Kochbuch“ nicht nur eines über einfache und ehrliche Küche, sondern eines über gesunden Menschenverstand und guten Geschmacks unter dem Grünten.
Der 1737,9 Meter über Normalhöhennull hohe Berg gilt als „Wächter des Allgäus“. Vom Übelhorn kann man in manche üble (Gerüchte-)Küche gucken. Vor allem billignuttige Werbetanten und -onkels verballhornen den Begriff Allgäu und verblöden die Leute in deutschen Landen, wo sie nur können, Hauptsache Geld klingelt auf Konten und in Kassen. Wer oder was heute alles angeblich zum Allgäu gehöre, das passt auf keine Kuhhaut, vor allem nicht auf die des Allgäuer Brüngviehs genannten Braunviehs.
In Henzes Allgäu-Kochbuch ist diesem Braunvieh eine Doppelseite gewidmet, bedauerlicher- und barbarischerweise sind nicht nur vom Übelhorn zu sehenden, sondern auch die in Henzes Buch abgebildeten Rinder ohne Hörner. Daher hier und heute der Hinweis, dass die Hörner der Rinder hell mit dunkler Spitze sind, nebenbei bemerkt: auch Schumpen und also „jugendliche“ Rinder tragen Hörner, doch von den Barbaren unter den Bauern werden ihnen diese abgesägt. Das Vieh wird verstümmelt.
Nun scheint Henze ein Gute-Laune-Heini zu sein, der in augenscheinlich angelsächsischen Klamotten (Holzfällerhemd à la Kanada und Hose VSA) vorne auf dem Buchdeckel prangt, als ginge es um ihn und nicht ums Essen. Wenn der nicht so doof ist, wer dann? Dann tragen bestimmt die oben beschriebenen Billigwerbenutten die Schuld für das peinliche und unpassende Bild. Peinlich und zu einer angeblich „einfachen und ehrlichen Küchen“ absolut unpassend sind auch die Henze-Grinsebacken-Bilder im Buch. Über eine Hand voll mal wird Henze als Poser (meist das Holzfällerhemd zugeknöpft, einmal wohl vergessen) gezeigt. Kann der Holzfäller (nicht Hohlkopf) überhaupt kochen?
Dass Kein-Glotze-Guckern Henze wenigstens auf dem Schutzumschlag kurz vorgestellt wird, das ist gut so, wenn auch Angeberisches aus den Angaben tropft (Henze sei „bereits in mehr als 2.500 TV-Sendungen aktiv“ gewesen“). Henze ist heute kleiner Unternehmerkapitalist, der in jüngeren Jahren auch für einen großen Geldkapitalisten, Sohn eines Industriekapitalisten, den manche nur als Gammler begriffen, Lohnarbeiter war. Gastrosofen wie wir sollten einmal ins Restaurant Goldenes Fässle in Kempten reinschauen, um zu erfahren, ob sonst noch was außer Gold glänzt.
Sie wollen mehr über die Rezepte in diesem Kochbuch wissen? Spätestens beim Lesen des Vorwortes, aus dem es vor lauter Schmalz nur so trieft, dieser sich selbst auch noch als „Allgäu-Botschafter“ bezeichnenden Sotisse, Henze scheint im Gegensatz zum verstümmelten Vieh ein echter Hornochse zu sein, ist mir der Appetit vergangen.
Ihnen rate ich, jedes Restaurant sofort zu verlassen, wenn als Vorspeise ein Topf voll Scheiße serviert wird, denn selbst, wenn Gang für Gang Perlen sogar für die Säue unter den Gästen folgen sollte, dann wäre es besser, ein anderes Mal einen Neuanfang zu wagen denn mit Wut weiter selbst bestes Gras zu futtern.
Bibliographische Angaben
Christian Henze, Mein Allgäu-Kochbuch, Untertitel: Einfach, ehrlich und authentisch: die besten Rezepte meiner Heimat, 168 Seiten, 68 Fotos, Verlag: Becker Joest Volk, 1. Auflage, Hilden, 17.4.2020, ISBN: 978-3-95453-190-5, Preis: 26 EUR (Deutschland), 26,80 EUR (Österreich)